Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer (1788–1860) war ein bedeutender deutscher Philosoph. Ursprünglich war er ein Schüler Kants. Daneben gab es Einflüsse von Platon und besonders von der indischen Philosophie, (siehe auch: Brahman-Atman Lehre, Buddhismus) die zu seinen Lebzeiten den Europäern nach und nach bekannt wurde. Das neue gegenüber aller Philosophie vor ihm war, dass für Schopenhauer der irrationale Wille das Ursprüngliche, das Primat darstellt. Nicht wie in der Philosophie vor ihm die Vernunft, die  Idee oder die Materie. Im Primat des irrationalen Willens liegt die Ursache für seinen philosophischen Pessimismus.


Arthur Schopenhauer ausführlicher


Schopenhauers Grundpositionen

Arroganz: Schopenhauer wusste um seine Bedeutung in der Philosophie und war nicht gerade bescheiden. »Ein Denkmal wird die Nachwelt mir errichten.« »Wohl [...] ist die Tugend der Bescheidenheit eine erkleckliche Erfindung für die Lumpe; da ihr gemäß jeder von sich zu reden hat [...] als gäbe es überhaupt nichts als Lumpe.« (Zitiert nach Störig, S. 502f.) Die einfachen Menschen nannte er »Fabrikware der Natur«.

Kant: Schopenhauer sagte, die Bekanntschaft mit den Hauptschriften Kants sei Voraussetzung um ihn zu verstehen. Diese glichen der Staroperation am Blinden, seine Philosophie sei dann die Starbrille. Im Einzelnen hat Schopenhauer dann aber manche Kritik an der kantischen Philosophie:

Die Welt ist meine Vorstellung: Mit diesem Satz beginnt das Hauptwerk. Wenn irgendeine Wahrheit a priori ausgesprochen werden könne, so sei es diese. Es wäre aber einseitig die Welt nur als Vorstellung anzusehen. Das zeige schon das unwillkürliche Widerstreben, das jeder empfindet, wenn ihm zugemutet wird, die ganze Welt als bloße Vorstellung zu nehmen. Solipsisten gehörten ins Tollhaus. [Das »Unwillkürliche Widerstreben« reicht mir als Argument nicht!]

Metaphysik ist möglich: Schopenhauer geht einen Mittelweg zwischen vorkantischem Dogmatismus und kantischer Verneinung der Metaphysik. Metaphysik sei möglich, weil sie empirisch begründbar sei. Wir müssten nur innere und äußere Erfahrung am richtigen Punkt verknüpfen.

Wille: Dann würden wir sehen, dass die Welt außer Vorstellung auch Wille sei. Wir erlebten unseren Leib unmittelbar als Vorstellung und als Wille. Der Leib sei der in Raum und Zeit objektivierte Wille. Diese Erkenntnis sei die unmittelbarste, sie ist die eigentliche philosophische Wahrheit.

Der Wille ist das Entscheidende am Menschen: Das Wesen des Menschen liege nicht in Denken, Bewusstsein, Vernunft. Unsere bewussten Gedanken seien nur die Oberfläche. Der Intellekt sei ein Diener des Willens.

Der Wille ist das Wesen der Welt: Aber nicht nur der Mensch sei seinem Wesen nach Wille. Alle uns in Raum und Zeit umgebenden Erscheinungen seien Objektivationen eines blinden Weltwillens.

Der Wille steht über der Vernunft: Die Welt als die Entfaltung einer Urkraft oder eines Urwillens anzusehen, darin unterscheidet sich Schopenhauer noch nicht von den Deutschen Idealisten vor ihm. Während aber die Idealisten das Letzte und Absolute im Geist, in der Idee, in der Vernunft sehen, die sich in der Welt entfalte, ist für Schopenhauer das Letzte und Absolute der blinde Wille, ist Vernunft lediglich der Diener des irrationalen Weltwillens. Hier liegt die theoretische Begründung des Pessimismus.

Schopenhauer begründet mit dieser Auffassung einen metaphysischen Voluntarismus, den es vor ihm nicht gegeben hat. Er hat die Philosophie tatsächlich um eine neue Grundrichtung bereichert.

Kant und Platon: Das kantische  »Ding an sich« sei der Wille. Die  »platonischen Ideen« seien die ewigen Urbilder, in denen der unendliche Wille in Erscheinung trete.

Alles dies weiß Schopenhauer mit absoluter Sicherheit. Den Skeptizismus lehnte er schroff ab. Ernsthaft diskutieren könne man über ihn nicht. Skeptizisten brauchen eine »Therapie«.

Schopenhauer wird Psychologismus vorgeworfen. Seine Philosophie sei »Innenschau«. Er vertritt meiner Erachtens nach aber keinen reinen  Subjektiven Idealismus , denn unabhängig vom subjektiven Geist existiere der Wille, die Urbilder, die kantischen Kategorien etc.

Leben ist Leiden: Das Leben sei nicht lebenswert. Not sei die beständige Geisel des größten Teils der Menschheit. In letzter Instanz sei jeder allein. Fressen und Gefressenwerden sei das Gesetz der Natur. Unser Leben eile unaufhaltsam dem Tode entgegen usw. usf.

Erkenntnis ist keine Erlösung: Im Gegenteil, je höher die Erkenntnis, je höher die Erscheinungsform des Lebens sei, umso größer und offenbarer sei das Leid, umso größer sei die Empfindsamkeit. Das Genie leide am meisten.

Der Selbstmord ist sinnlos: Der Wille schaffe sich sofort eine neue Inkarnation.

Der ästhetische Weg der Erlösung, Genie und Kunst: Kunst sei die Betrachtung der Dinge losgelöst von Kausalität und Willen. Genialität sei vollkommenste Objektivität. In der Betrachtung der Kunst könnten wir uns dem Sklavendienst des Willens entziehen.

Musik: Unter den verschiedenen Kunstarten nehme die  Musik eine besondere Rolle ein. Sie sei das unmittelbare Abbild des Willens selbst und damit des Wesens der Welt. [Die Deutschen und die Musik!]

Der ethische Weg der Erlösung, Verneinung des Willens: Unseren Wünschen und Trieben hingegeben würden wir nie Glück und Ruhe finden. Askese als vorsätzliche Brechung des Willens sei der Weg der Erlösung.

Schopenhauer vertrat eine Mitleidsethik. Nur ein Handeln aus Mitleid sei ethisch. »Verletze niemanden, vielmehr hilf allen, soweit du kannst.«

Unbewusstsein: Nach Störig hat Schopenhauer der Philosophie die Augen geöffnet für die dunkle Tiefe im Menschen unterhalb des Bewusstseins und hat damit dem Weg bereitet für eine Philosophie und Psychologie des Unbewussten.

Schopenhauer und Hegel: Den etwas älteren aber zeitgleich mit ihm in Berlin lehrenden Hegel lehnte Schopenhauer schroff ab. Über niemanden sonst hat er sich wohl so ablehnend und verächtlich geäußert. Eine kleine Kostprobe: »Hegel, ein platter, geistloser, ekelhaft-widerlicher, unwissender Scharlatan, der, mit beispielloser Frechheit, Aberwitz und Unsinn zusammenschmierte, welche von seinen feilen Anhängern als unsterbliche Weisheit ausposaunt und von Dummköpfen richtig dafür genommen wurden, ... hat den intellektuellen Verderb einer ganzen gelehrten Generation zur Folge gehabt.« (Zitiert nach Weischedel, S. 109.) Trotz dieser Schimpftiraden haben später einige Philosophen versucht, eine Synthese aus Hegel und Schopenhauer zu ziehen, z. B. Eduard von Hartmann.) [Ich selbst neige ebenfalls einer solchen Synthese zu. (Sehen sie hierzu bitte Eine kurze Zusammenfassung meiner Philosophie und  meine Kritik an Hegel.]


Zitate von Schopenhauer

Die folgenden Zitate zeigen, dass Schopenhauer sich außer zu seinen Grundthesen auch zu vielen anderen Dingen geäußert hat. Wie die meisten anderen Philosophen auch. Mit diesen Aussagen kann ich manchmal übereinstimmen, manchmal nur zum Teil, und manchmal überhaupt nicht.

»In meinem 17ten Jahre, ohne alle gelehrte Schulbildung, wurde ich vom Jammer des Lebens so ergriffen wie Buddha in seiner Jugend, als er Krankheit, Alter, Schmerz und Tod erblickte. Die Wahrheit, welche laut und deutlich aus der Welt sprach, überwand bald auch die mir eingeprägten jüdischen Dogmen, und mein Resultat war, dass diese Welt kein Werk eines allgütigen Wesens sein könnte, wohl aber das eines Teufels, der Geschöpfe ins Dasein gerufen, um am Anblick ihrer Qual sich zu weiden; darauf deuteten die Data, und der Glaube, dass es so sei, gewann die Oberhand.« Aus dem handschriftlichen Nachlass Schopenhauers. Zitiert nach Rowohlt Monographie Horkheimer, S. 9.

»Wohl aber ist die Tugend der Bescheidenheit eine erkleckliche Empfindung für die Lumpe, da ihr gemäß jeder von sich zu reden hat, als wäre er auch ein solcher, welches herrlich nivelliert, indem es dann so herauskommt, als gäbe es überhaupt nichts als Lumpe.«

»Was ist den Bescheidenheit anderes als geheuchelte Demut, mittels welcher man in einer von niederträchtigem Neide strotzenden Welt für Vorzüge und Verdienste die Verzeihung derer erbetteln will, die keine haben.«

»Bescheidenheit bei mittelmäßigen Fähigkeiten ist bloße Ehrlichkeit. Bei großen Talenten ist sie Heuchelei.«

»Den deutschen Schriftstellern würde durchgängig die Einsicht zustattenkommen, dass man zwar womöglich denken soll wie ein großer Geist, hingegen dieselbe Sprache reden wie jeder andere. Man brauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge. Aber sie machen es umgekehrt. Wir finden sie nämlich bemüht, triviale Begriffe in vornehme Worte zu hüllen und ihre sehr gewöhnlichen Gedanken in die ungewöhnlichsten Ausdrücke.« [Triviale Gedanken in unnötig verklausulierter Sprache findet man u. a. bei  Heidegger.]

»Dunkelheit und Undeutlichkeit des Ausdrucks ist allemal und überall ein sehr schlimmes Zeichen. Denn in 99 Fällen unter 100 rührt sie her von der Undeutlichkeit des Gedankens.« [ Schlimmes Beispiel von Heidegger. Allerdings sollte man auch in Erwägung ziehen, dass einem etwas als dunkel und nebulös erscheint, weil man es nicht versteht. Dieses Problem hatte Schopenhauer wohl mit vielen Aussagen Hegels.]

»Der Stil ist die Physiognomie des Geistes.« [Und das sagt über den Zustand des Geistes vieler Schreibender nichts Gutes aus.]

»Jeder steckt in seinem Bewusstsein wie in seiner Haut und lebt unmittelbar nur in demselben.«

»Der individuelle Charakter ist angeboren. Er ist kein Werk der Kunst oder der dem Zufall unterworfenen Umstände, sondern das Werk der Natur selbst. Er offenbart sich schon im Kinde, zeigt dort im Kleinen, was er künftig im Großen sein wird.« [Sozialisation und Lebensumstände wirken aber zumindest modifizierend. Insbesondere aber sind sie wichtig dafür, wie sich der individuelle Charakter konkret zeigt.]

»Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt

»Aller Eigensinn beruht darauf, dass der Wille sich an die Stelle der Erkenntnis gedrängt hat.« [Das stimmt nur zum Teil. Manchmal bedeutet Eigensinn auch, seinen Willen dem Willen anderer entgegenzusetzen.]

»So wenig wie das Lesen kann bloße Erfahrung das Denken ersetzen. Die reine Empirie verhält sich zum Denken wie Essen zum Verdauen und Assimilieren. Wenn jene sich brüstet, dass sie allein, durch ihre Entdeckungen, das menschliche Wesen gefördert habe, so ist es, wie wenn der Mund sich rühmen wollte, dass der Bestand des Leibes sein Werk allein sei.«

Frauen: »Das niedrig gewachsene, schmalschulterige, breithüftige und kurzbeinige Geschlecht das Schöne zu nennen, konnte nur der vom Geschlechtstrieb umnebelte männliche Intellekt fertigbringen.«

»Der einzige Mann, der wirklich nicht ohne Frauen leben kann, ist der Frauenarzt

»Zu verlangen, dass einer alles, was er je gelesen, behalten hätte, ist wie verlangen, dass er alles, was er je gegessen hätte, noch in sich trüge. Er hat von diesem leiblich, von jenem geistig gelebt und ist dadurch geworden, was er ist.« [Das gleiche gilt für Vorlesungen, Diskussionen, wissenschaftliche Fernsehsendungen etc.]

»Der Vorteil übt eine geheime Macht über unser Urteil aus; was ihm gemäß ist, scheint uns alsbald billig, gerecht, vernünftig.« [Unsere Gerechtigkeitsauffassungen sind zu einem großen Teil das Produkt unserer Interessen. Aber nicht ausschließlich! Wir haben auch  Ideale.]

»Geselligkeit gehört zu den gefährlichen, ja verderblichen Neigungen, da sie uns in Kontakt bringt mit Wesen, deren große Mehrzahl moralisch schlecht und intellektuell stumpf oder verkehrt ist.« [Bei Schopenhauer trifft man wie bei vielen anderen Intellektuellen auf die Neigung, einerseits mit allen Menschen Mitleid zu haben, andererseits die große Mehrheit der Menschen zu verachten. Ich bin selbst nicht frei von dieser Neigung.]

»Das Glück gehört denen, die sich selber genügen; denn alle äußeren Quellen des Glückes und Genusses sind, ihrer Natur nach, höchst unsicher, misslich, vergänglich und dem Zufall unterworfen.«

»Um nicht unglücklich zu werden, ist das sicherste Mittel, dass man nicht verlange, sehr glücklich zu sein.«

»Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott sein. Ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen.«

»Was dem Herzen widerstrebt, lässt der Kopf nicht ein.« [Ich spreche da von  unbewussten Erkenntnisschranken.]

»Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag wohl nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens

Individuelle Welten: »Bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer anderen Welt.« [Das sehe ich auch so. Dazu mein Aufsatz Individuelle Welten.]

»Es gibt Kamele mit einem Höcker und welche mit zweien. Aber die größten haben gar keinen.« [Und dann gibt es noch die, die haben ihre zwei Höcker vorne oben ;-) Wieso ist Schopenhauer nicht selbst auf diesen Kalauer gekommen, bei seinem negativen Frauenbild? Womit ich nicht etwa behaupten will, alle mit zwei Höcker vorne oben seien Kamele! Aber es gibt nun mal eine Menge unter ihnen.]

»Man betrachte z. B. den  Koran: dieses schlechte Buch war hinreichend, eine Weltreligion zu begründen, das metaphysische Bedürfnis zahlloser Millionen Menschen seit 1200 Jahren zu befriedigen, die Grundlage ihrer  Moral und einer bedeutenden Verachtung des Todes zu werden, wie auch, sie zu blutigen Kriegen und den ausgedehntesten Eroberungen zu begeistern. Wir finden in ihm die traurigste und ärmlichste Gestalt des Theismus

»Menschen, deren Lachen stets affektiert ist und gezwungen, sind intellektuell und moralisch von leichtem Gehalte.« [Wenn ich einen Menschen lache höre, dann erkenne ich daran oft, ohne diesen Menschen näher zu kennen, die Höhe seines intellektuellen und/oder ethischen Niveaus.]

»Alle wahre und reine Liebe ist Mitleid, und jede Liebe, die nicht Mitleid ist, ist Selbstsucht.«

»Das Mitleid ist die Grundlage der  Moral

» Moral predigen ist leicht, Moral begründen schwer.«

»Der Mensch ist im Grunde ein wildes, entsetzliches Tier. Wir kennen es bloß im Zustand der Bändigung und Zähmung.«

»Der gewöhnliche Mensch, diese Fabrikware der Natur, wie sie solche täglich zu Tausenden hervorbringt, ist, wie gesagt, einer in jedem Sinn völlig uninteressierten Betrachtung, welche die eigentliche Beschaulichkeit ist, wenigstens durchaus nicht anhaltend fähig. Er kann seine Aufmerksamkeit auf die Dinge nur insofern richten, als sie irgendeine wenn auch nur sehr mittelbare Beziehung auf seinen Willen haben.«

Nationalismus: »Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.«

»Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand.« [Im praktischen Leben und in einem großen Teil der Wissenschaft stimmt das bis heute. Es stimmt aber nicht mehr in der modernen Physik.  Relativitätstheorie und  Quantenphysik haben mit natürlichen Verstand vielfach nichts mehr zu tun. Was der natürliche Verstand bezogen auf das Ganze, das Sein wert ist, können wir nicht wissen.]

»Überhaupt ist der Pantheismus nur ein höflicher Atheismus

»Eine Philosophie, in der man zwischen den Seiten nicht die Tränen, das Heulen und Zähneklappern und das furchtbare Getöse des gegenseitigen allgemeinen Mordens hört, ist keine Philosophie.«

»Die Physik vermag nicht auf eigenen Füßen zu stehen, sondern bedarf einer Metaphysik, sich darauf zu stützen; so vornehm sie auch gegen diese tun mag.«

»Jedes Problem durchläuft bis zu seiner Anerkennung drei Stufen: In der ersten wird es lächerlich gemacht. In der zweiten bekämpft, in der dritten gilt es als selbstverständlich.«

»Der Reichtum gleicht dem Seewasser: Je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man.«

»Die Religionen sind wie die Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten.«

»Religionen sind Kinder der Unwissenheit, die ihre Mutter nicht lange überleben.« [Er sagt ja selber, dass in den Kopf nichts kommt, was das Herz nicht zulässt. Und deshalb lassen viele Menschen das Wissen nicht in ihren Kopf, das sie von der Religion abbrächte.]

»Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.« [Viele einfache Menschen ohne Religion sind abergläubisch, esoterisch oder glauben an Verschwörungstheorien.]

Sein statt Haben: »Die Menschen sind tausendmal mehr bemüht, sich Reichtum als Geistesbildung zu erwerben, während doch ganz gewiss, was man ist, viel mehr zu unserem Glücke beiträgt, als was man hat.« [Das könnte auch von  Erich Fromm sein.]

»Skepsis ist, was die Opposition im Parlament. Sie ist ebenso wohltätig wie notwendig.« [Über Skeptizisten hat er sich aber negativ geäußert.]

»Ein Solipsist ist ein in ein uneinnehmbares Blockhaus verschanzter Irrer.«

»Zu unserer Besserung bedürfen wir eines Spiegels.« [Mein Spiegel war Der Steppenwolf.]

»Was sind denn die Staaten mit aller ihrer künstlichen, nach außen und nach innen gerichteten Maschinerie und ihren Gewaltmitteln anderes als Vorkehrungen, der grenzenlosen Ungerechtigkeit der Menschen Schranken zu setzen?.«

»Seitdem ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere

»Wie töricht, zu bedauern und zu beklagen, dass man in vergangener Zeit die Gelegenheit zu diesem oder jenem Glück oder Genuss hat unbenutzt gelassen! Was hätte man denn jetzt mehr davon? Die dürre Mumie einer Erinnerung.« [Das stimmt nur zum Teil. Vergangenes Glück oder Unglück kann eine Wirkung auf den gegenwärtigen Gemüts- und Gesundheitszustand haben.]

»Der Wechsel allein ist das Beständige.«

Welt und Wahrheit: »Zwei so verschiedenen Herren wie der Welt und der Wahrheit, die nichts als den Anfangsbuchstaben gemein haben, lässt sich zugleich nicht dienen.« [Sollte aber nicht dazu führen, dass einem die Welt egal ist und man in ihr gar nicht wirkt. Dann kann man nämlich Verhältnissen Vorschub leisten, in dem Wahrheitsstreben und Wahrheit sagen gar nicht mehr geht.]

»Viel leichter ist Widerlegen als Beweisen, Umwerfen als Aufstellen.« [Das ist schon fast  Popper]

»Der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.« (Wie  Leibniz Ob der Mensch Willensfreiheit hat oder in seinem Verhalten determiniert ist, lässt sich auf skeptischer Basis nicht entscheiden.)

»Die Zeitungen sind der Sekundenzeiger der Geschichte. Derselbe aber ist meistens nicht nur von unedlerem Metalle als die beiden anderen, sondern geht auch selten richtig.«

»Auch das Zufälligste ist nur ein auf entfernterem Wege herangekommenes Notwendiges


Kommentare anderer Autoren zu Schopenhauer

Gottfried Benn : »Pessimismus mit der erklärten Richtung auf Keimzerstörung. Und in der Richtung auf Keimzerstörung gipfelt er dann in Schopenhauer.«

Max Scheler: »Vorgänger des Pragmatismus – nicht als Philosophie, sondern als Methodologie der Wissenschaft [...] insofern er den Intellekt als eine bloße Waffe des blinden Lebenswillens im Kampf ums Dasein ansieht.«

Tolstoi: »Wissen Sie, was der diesjährige Sommer für mich bedeutet hat? Ununterbrochene Begeisterung für Schopenhauer und eine Reihe geistiger Genüsse, die ich niemals zuvor erfahren habe. [...] Ich weiß nicht, ob ich meine Meinung einmal ändern werde, jetzt jedenfalls bin ich überzeugt, dass Schopenhauer der genialste aller Menschen ist [...] Wenn ich ihn lese, ist mir unbegreiflich, weshalb sein Name unbekannt bleiben konnte. Es gibt höchstens eine Erklärung, eben jene, die er selber so oft wiederholt, nämlich dass es auf dieser Welt fast nur Idioten gibt.«


Meine Kritik an Schopenhauers Grundpositionen

Wie viele andere Philosophen vor und nach ihm, glaubte Schopenhauer, den Stein der Weisen, die endgültige Wahrheit gefunden zu haben. Das hat er aber genauso wenig wie die anderen Absolutisten. Er ist lediglich eine interessante Stimme im Konzert.

Ob man dem Optimismus oder dem Pessimismus zuneigt, ist nicht eine Frage des vernünftigen Erkennens. Wenn Schopenhauer dies behauptet, dann führt er sich ja selbst ad absurdum. Es ist eine Frage der Mentalität. Nietzsche hat aus ähnlichen philosophischen Grundansichten ganz andere Schlussfolgerungen gezogen.

Ich bin von meiner Mentalität her ein unverbesserlicher Optimist. Der Pessimismus ist mir zuwider!

Bezogen auf ein individuelles Schicksal, das Schicksal bestimmter Gruppen oder aller Menschen, aller bewussten Wesen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort ist Pessimismus oft Realismus. Aber Pessimismus ist für Schopenhauer etwas ontologisches, das Sein, alle Existenz schlechthin betreffendes. Das kann ich aus mehreren Gründen nicht unterstützen: Erstens kann ich das Sein schlechthin überhaupt nicht überblicken mit meinem eingeschränkten Erkenntnisvermögen und mache deshalb über das Sein schlechthin keine Aussagen, bzw. nur Aussagen in Form von Vermutungen. Zweitens besteht die Möglichkeit, dass im weiteren Verlauf der Geschichte objektive und subjektive Ursachen von Leid weitgehend ausgeschaltet werden. Drittens vertrete ich die Vermutung, dass alle bewussten Wesen in ihrem innersten Kern Weltgeist sind. In irgendeiner Weise werden die Individuen, die heute leiden, in Zukunft eventuell ein glückliches Leben führen. Mit diesen Auffassungen beweise ich nicht etwa den Optimismus als die richtige Einstellung zum Sein. Ich behaupte lediglich, dass eine optimistische Sicht mindestens so viel gute Gründe für sich anführen kann, wie eine pessimistische.

Zum Selbstmord: Entweder es verschwindet das einzelne Individuum mit seinem Tod, dann lohnt sich der Selbstmord aus individueller Sicht, vorausgesetzt natürlich, man findet das Leben unerträglich; oder aber das einzelne Individuum überdauert seinen Tod und dann ist Sterben nur eine schnell ablaufende Metamorphose. In diesem Fall würde der Pessimismus einen wichtigen Pfeiler verlieren.

Ich will keine Willensverneinung! Ich will in dieser Welt tätig sein, versuchen meine Bedürfnisse zu befriedigen, auch wenn ich weiß, dass mir dies häufig misslingen wird und daraus Leid entsteht. Leid gehört zum Leben wie Freude. Aber gerade das dialektische am Sein hat Schopenhauer überhaupt nicht kapiert, sondern es als »Fieberphantasien eines Hegels« abgetan.

Wenn neben dem Weltwillen nicht auch die Weltvernunft eine bedeutende Rolle spielen würde, dann könnte ich mir die Entstehung und Funktionsweise der (mir erkennbaren) Welt nicht hinreichend erklären. (Näheres hierzu bei  Hegel.)

Kunst und darunter auch  Musik haben sehr viel mit der Art und Weise zu tun, wie wir Menschen fühlen und wahrnehmen. Anders geartete intelligente Wesen würden zu unseren Kunstwerken ein ganz anderes Verhältnis haben als wir. Die Musik als unmittelbares Abbild des Willens zu sehen, ist ein nicht zu vertretener Anthropozentrismus. Schon andere Europäer haben zur Musik ein anderes Verhältnis als die Deutschen.

Im Detail könnte man an Schopenhauer noch viel mehr kritisieren, z. B. seine Einschätzung der Frau. Aber in diesem Punkt ist er wie viele andere, auch Linke, Fortschrittliche, ein Kind seiner Zeit.


Literatur und Sekundärliteratur

Literatur:
Sekundärliteratur:

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