Gedanke


Was als Gedanke bezeichnet wird

Gedanke ist ein mehrdeutiger Begriff. Er kann u. a. bedeuten:

Gedanken wurden ursprünglich als etwas rein subjektives angesehen, etwas innerhalb des individuellen Bewusstseins. Nach der Kritik am Psychologismus wurde der Gedanke auch als etwas objektives angesehen. So von Frege. Bei Popper gehören die Gedanken, wenn einmal geäußert und in Medien festgehalten, zur  »Welt 3«.


Zitate zu Gedanke

Theodor W. Adorno: »Kein Gedanke ist immun gegen seine Kommunikation, und es genügt bereits, ihn an falscher Stelle und in falschem Einverständnis zu sagen, um seine Wahrheit zu unterhöhlen.«

Francis Bacon: »Gedanken sind Träume nur, bis ihr Erfolg erprobt ist.«

Bismarck: »Je einfacher und schmuckloser man seine Gedanken vorträgt, desto stärker wirken sie.«

Wilhelm Busch: »Gedanken sind nicht stets parat, // man schreibt auch, wenn man keine hat.«

Bernhard Bueb: »Ein Kind kann tyrannischen Eltern weder physisch noch psychisch standhalten, nicht einmal seine Gedanken sind frei.«

Dostojewski: »Große Gedanken entspringen weniger einem großen Verstand als einem großen Gefühl.«

Marie von Ebner-Eschenbach: »Ein Gedanke kann nicht erwachen, ohne andere zu wecken.«

Johann Jakob Engel: »Redensarten sind gleichsam das Kleid der Gedanken.«

Gustave Flaubert: »In den Gedanken ist mehr Wirklichkeit als in den Dingen.«

Anatole France: »Die Unabhängigkeit des Gedankens ist der höchste Adel.«

Gottlob Frege: »Gedanken sind nicht durchaus unwirklich, aber ihre Wirklichkeit ist von ganz anderer Art, als die der Dinge.«

Egon Friedell : »Die neuen Gedanken kommen fast immer nur von Außenseitern.« [ Bei mir war es ähnlich.]

Goethe: »Ich erfahre das Glück, dass mir in meinem hohen Alter Gedanken aufgehen, welche zu verfolgen und in Ausübung zu bringen eine Wiederholung des Lebens gar wohl wert wäre.« »Viele Gedanken heben sich erst aus der allgemeinen Kultur hervor wie die Blüten aus den grünen Zweigen.«

Karl Gutzkow: »Gedanken werden dann nur gestaltend und schöpferisch, wenn sie an etwas Vorhandenes anknüpfen.«

Marlen Haushofer: »Fast immer sind die Gedanken schneller als die Augen und verfälschen das Bild.« [Vorurteile sind schneller und verfälschen das Bild. Nach Kant sind die Gedanken nicht schneller, sondern alle Wahrnehmungen werden unabwendbar durch die Kategorien des Verstandes geformt, bevor sie uns bewusst werden.]

Johann Gottfried von Herder: »Der tiefste Grund unsres Daseins ist individuell, sowohl in Empfindungen als in Gedanken.«

Carl Hilty: »Suche beständig in großen Gedanken zu leben und das Kleinliche zu verachten; das führt, im allgemeinen gesprochen, am leichtesten über die vielen Beschwerden und Kümmernisse des Alltags hinweg.«

Victor Hugo: »Die Philosophie ist das Mikroskop des Gedankens.«

Franz Kafka: »Der Gedanke, einmal in seiner Größe gefasst, kann nicht mehr verschwinden; solange es Menschen gibt, wird auch der starke Wunsch da sein, den Turm zu Ende zu bauen.«

Karl Kraus: »Die Sprache ist die Mutter, nicht die Magd des Gedankens.«

Paul Richard Luck: »Gedanken sind spielerische Kräfte; sie entschleiern und verhüllen nichts. Ihr Wert ruht einzig in der Bereicherung und Vertiefung des menschlichen Geistes.«

Marc Aurel: »Die Seele hat die Farbe deiner Gedanken.« »Das Leben eines Menschen ist das, was seine Gedanken daraus machen.« [Das trifft oft zu, aber nicht immer. In unserer Zeit und in einem wohlhabenden Land ist es oft eine Frage der Gedanken, ob Menschen glücklich oder zufrieden sind. Die objektiven Lebensverhältnisse können aber so ungünstig sein, dass die Gedanken einen Menschen nicht zufrieden machen können. Folter, Krieg, Hunger (nicht mal der eigene, der Hunger der Kinder die man liebt), schwere Krankheit etc. pp.]

Karl Marx: »Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken.« »Es genügt nicht, dass der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muss sich selbst zum Gedanken drängen.« [Und zu Marxens Gedanken hat sich die Wirklichkeit nun mal nicht gedrängt.]

Jacob Moleschott: »Der Gedanke ist eine Bewegung des Stoffes.« [Der Gedanke mag Bewegung von Stoff zur Grundlage haben, ist selbst aber nicht die Bewegung des Stoffes. Die Bewusstseinsinhalte sind nicht identisch mit denen ihnen eventuelll zu Grunde liegenden physiologischen Prozessen.]

George Orwell: »Es ist uns unerträglich, dass irgendwo auf der Welt ein irriger Gedanke existiert, wie geheim und kraftlos er auch sein mag.« (So die Protagonisten der von Orwell beschriebenen dystopischen Gesellschaften.)

Erwin Panofsky: »Die deutsche Sprache lässt unglücklicherweise zu, einen ziemlich trivialen Gedanken hinter einem Wolkenvorhang scheinbarer Tiefgründigkeit vorzutragen, oder dass umgekehrt eine Vielzahl von Bedeutungen hinter einem einzigen Ausdruck lauert.« [Heidegger fällt mir da ein. Zu beidem!]

Friedrich Nietzsche: »Gedanken sind die Schatten unserer Empfindungen – immer dunkler, leerer, einfacher als diese.« »Den Stil verbessern – das heißt den Gedanken verbessern, und gar nichts weiter!«

Schiller: »Ewig aus der Wahrheit Schranken // Schweift des Mannes wilde Kraft; // Unstet treiben die Gedanken // Auf dem Meer der Leidenschaft.«

Arthur Schopenhauer: »Der leitende Grundsatz der Stilistik sollte sein, dass der Mensch nur einen Gedanken zur Zeit deutlich denken kann; daher ihm nicht zugemutet werden darf, dass er deren mehrere auf einmal denke.« »Im Reich der Wirklichkeit ist man nie so glücklich wie im Reich der Gedanken.« [Zumindest für viele Kopf-Menschen trifft das zu. Für die Masse, die Schopenhauer »Fabrikware der Natur« nennt, trifft es nicht zu.]

Spinoza: »Von daher rühren auch die meisten Streitigkeiten, indem die Menschen ihre Gedanken nicht richtig darstellen oder die Gedanken des andern falsch deuten.«

Leo Tolstoi: »Der Gedanke scheint frei zu sein, aber im Menschen gibt es viel Mächtigeres, etwas, was den Gedanken leiten kann.« [Dass der natürliche und psychische Zustand eines Menschen und seine Lebensumstände seine Gedankenwelt bestimmen, steht für mich außer Frage. Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob 100% aller Gedanken dadurch determiniert sind.]

Charles Tschopp: »Wer seine Gedanken aufzuschreiben versucht, dem ergeht es oft wie dem erwachenden Träumer: Eben noch wühlten seine Hände in Gold; jetzt findet er sie leer.« »Jeder Gedanke ist eine Übertreibung,... auch dieser.« »Gute Gedanken sind die, bei denen Dir, mein Leser, noch bessere einfallen.«

Georg Weerth: »Man reist nicht billiger und nicht schneller als in Gedanken.«

Oscar Wilde: »Ein Gedanke, der nicht gefährlich ist, ist gar nicht wert, ein Gedanke zu heißen.«

Christa Wolf: »Was für eine vorzügliche Einrichtung, dass die Gedanken nicht als sichtbare Schrift über unsere Stirne laufen. Leicht würde jedes Beisammensein, selbst ein harmloses ..., zum Mördertreffen.«


»Die Gedanken sind frei
wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei:
Die Gedanken sind frei!«
Deutsches Volkslied

Da gibt es aber auch Leute, die behaupten, die Gedanken seien gar nicht frei, sondern determiniert. =( Doch falls es so sein sollte, so können die Determinanten in uns sein. Es müssen nicht andere Menschen sein, Sachzwänge, andere äußere Faktoren.


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