Dumme Menschen nehmen Kritik übel.
Kluge Menschen freuen sich über Kritik.



Kritik


Kritik

Kritik bedeutet in der Umgangssprache, im Alltagsverständnis das Hinweisen auf Fehler, bzw. was der Kritisierende dafür hält. Da Menschen in der Regel nicht gerne auf Fehler hingewiesen werden, hat das Wort Kritik für die Mehrheit einen negativen Klang.

Ursprünglich bedeutete Kritik die Fähigkeit zu unterscheiden, zu prüfen, zu untersuchen, zu beurteilen, zu bezweifeln. In diesem Sinne benutzte Kant diesen Begriff bei der Benennung  seiner drei Hauptschriften.


Meine Auffassung zu Kritik

Ich habe nichts gegen Kritik – im umgangssprachlichen Sinne –, ganz im Gegenteil! Kritik ist es, was uns voranbringt. Kein Mensch ist fehlerfrei, keine philosophische oder wissenschaftliche Auffassung ist ohne Schwachstelle. Ich erlebe es immer wieder, dass sich Leser, wenn sie mir eine kritische Mail schreiben, vorher entschuldigen bzw. darum bitten, folgende Kritik nicht als Kränkung anzusehen. Ich betrachte Kritik grundsätzlich nie als Kränkung oder Beleidigung. Kritik ist das wirkliche Geschenk, das man einem Menschen machen kann. Wenn ich eine konkrete Kritik zu meinen Artikeln bekomme, dann habe ich etwas, über das ich nachdenken kann. [1] Manchmal führt eine solche Kritik dazu, dass ich einzelne Sätze oder Absätze lösche oder umformuliere. Und manchmal halte ich diese Kritik für unberechtigt oder ich sehe sie als eine legitime andere Meinung bzw. Interpretation an, die aber nicht die meine ist. Gesellschaften, in denen offener Meinungsstreit möglich ist, funktionieren nachgewiesener Maßen besser, als totalitäre Gesellschaften. Ich »maße es mir an« die »großen Philosophen« zu kritisieren, warum sollten dann meine Leser nicht das Recht haben, mich zu kritisieren?

Leider sehen viele Menschen das nicht so und betrachten Kritik als Kränkung. Das erlebe ich auch immer wieder. Das, was uns voranbringt, Kritik, wird übel genommen. Es gibt leider Menschen, die brechen dann jeden Email-Kontakt ab.

Kritik grundsätzlich als Kränkung anzusehen, ist grundfalsch. Es gibt ganz simple Beispiele dafür, dass Kritik besser ist, als falsches Lob oder Schweigen. Wenn jemand Mundgeruch hat, merkt er/sie es in der Regel nicht. Die anderen merken es. Die meisten wenden sich ab, ohne etwas zu sagen. Wenn ein Mensch Glück hat, hat er in seinem Umfeld jemanden, der ihn darauf aufmerksam macht. Und wenn er klug ist, wird er sich darüber freuen und etwas gegen seinen Mundgeruch unternehmen. Und wenn er dumm ist, wird er dem Menschen, der ihn auf seinen Mundgeruch aufmerksam macht, böse sein.

In der Bewertung der Kritik stehe ich dem Kritischer Rationalismus nahe.

Es gibt auch pervertierte Formen von Kritik, die ich ablehne, z. B. die stalinistische »Selbstkritik«. Die funktioniert ungefähr folgendermaßen: Man steht dem Leiter oder dem Leitungskollektiv gegenüber und der bzw. die erzählen einem dann – eventuell auch im Beisein der Parteigruppe, des Arbeitskollektivs o. ä. – was ihnen an einem nicht gefällt und wie man sich in Zukunft zu verhalten hat. Und diese Kritik hat man dann widerspruchslos zu verinnerlichen, zu seiner Selbstkritik zu machen. Ernsthafte Diskussion mit offenem Ausgang gibt es keine, denn die Wahrheit ist ja bereits vom Leiter oder dem Leitungskollektiv erkannt und wird einem nun mitgeteilt. Umgekehrt hat man aber keinerlei Recht die Leitung zu kritisieren. Kritik gibt es nur von oben nach unten.


Zitate zu Kritik

Honoré de Balzac: »Die Kritik gleicht einer Bürste. Bei allzu leichten Stoffen darf man sie nicht verwenden, sonst bliebe nichts mehr übrig.«

Otto von Bismarck: »Ich bin dankbar für schärfste Kritik, wenn sie nur sachlich bleibt.«

Cicero: »Das Urteil der Welt über sich ganz und gar vernachlässigen beweist nicht nur Anmaßung, sondern sogar große Leichtfertigkeit.«

Noël Coward: »Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart.«

George Eliot: »Tiere sind so angenehme Freunde, sie stellen keine Fragen und üben keine Kritik.«

Frank Farian: »Besser kritisiert als ignoriert. Ich kann wunderbar leben mit schlechter Kritik.«

Goethe: »Gegen Kritik kann man sich weder wehren noch schützen. Man muss ihr zum Trotz handeln, und das lässt sie sich nach und nach gefallen.«

Elbert Hubbard: »Um Kritik zu vermeiden: Tu nichts, sag nichts, sei nichts.«

Immanuel Kant: »Unser Zeitalter ist das eigentliche Zeitalter der Kritik, der sich alles unterwerfen muss.«

Hildegard Knef: »Wer sich mit der Kunst verheiratet, bekommt die Kritik zur Schwiegermutter.«

Konfuzius: »Ein vornehmer Mensch tadelt sich selbst, ein gewöhnlicher die anderen.«

Bruce Lee: »Wenn du kritisiert wirst, dann musst du irgend etwas richtig machen. Denn man greift nur denjenigen an, der den Ball hat.«

François Gaston de Lévis: »Die Kritik ist eine Steuer, die der Neid dem Talent auferlegt.«

Siegfried Lowitz: »Kritiker sind wie Eunuchen: sie wissen wie's geht, aber sie können's nicht.«

Thomas Mann: »Bosheit, mein Herr, ist der Geist der Kritik, und Kritik bedeutet den Ursprung des Fortschritts und der Aufklärung.« [So lässt er Lodovico Settembrini sprechen, in seinem Bildungsroman Zauiberberg]

Marx: »Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik.« [Das schließt die Kritik an religionsartigen Weltanschauungen wie dem Marxismus ein!] »Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muss gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.« [Und von Marxens Theorien haben sich die Massen nun mal nicht ergreifen lassen.]

William Somerset Maugham: »Die Leute bitten um Kritik, aber sie wollen nur gelobt werden.«

Henry de Montherlant: »Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann.«

Christian Morgenstern:»In dem Maße, wie der Wille und die Fähigkeit zur Selbstkritik steigen, hebt sich auch das Niveau der Kritik am andern.«

Nietzsche: »Die Insekten stechen nicht aus Bosheit, sondern weil sie auch leben wollen; ebenso unsere Kritiker: sie wollen unser Blut, nicht unsern Schmerz.«

François de La Rochefoucauld: »Mittelmäßige Geister verurteilen gewöhnlich alles, was über ihren Horizont geht.«

Bertrand Russell: »Freue dich mehr über intelligenten Widerspruch als über passive Zustimmung; denn wenn die Intelligenz so viel wert ist, wie sie dir wert sein sollte, dann liegt im Widerspruch eine tiefere Zustimmung.« Aus: Die 10 Gebote des Liberalismus

Sartre: »Ich bin nicht nachtragend und gebe bereitwillig alles zu: ich bin begabt für die Selbstkritik, vorausgesetzt freilich, dass man sie mir nicht aufzwingen will.« Aus: Die Wörter

Helmut Schmidt: »Wer Kritik übel nimmt, hat etwas zu verbergen.«

George Bernard Shaw: »Auch Schlafen ist eine Form der Kritik, vor allem im Theater.«

Tacitus: »Wer sich über Kritik ärgert, gibt zu, dass sie verdient war.«

Mark Twain: »Ich liebe Kritik, aber ich muss damit einverstanden sein.«

Gerhard Uhlenbruck: »Bevor man seine Bedenken äußert, sollte man seine Äußerungen bedenken.«

Oscar Wilde: »Die höchste wie die niedrigste Form der Kritik ist eine Art Selbstbiographie.« »Besser die Leute reden einen tot, als sie schweigen einen tot.«


Amerikanische Redensart: »Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden..«

Chinesische Weisheit: »Wer mir schmeichelt ist mein Feind, wer mich tadelt ist mein Lehrer.«


Wilhelm Busch:
Die Selbstkritik hat viel für sich
gesetzt den Fall, ich tadle mich,
dann hab ich erstens den Gewinn,
dass ich so hübsch bescheiden bin.
Und zweitens sagen sich die Leut:
Der Mann ist lauter Redlichkeit.
Auch schnapp ich drittens diesen Bissen
vorweg den andren Kritiküssen.
Und viertes hoff ich außerdem
auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt am Ende dann heraus,
dass ich ein ganz famoses Haus.


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Anmerkungen

Anm. 1: Wohlbemerkt: Konkrete Kritik! Verbalattaken, Schimpfereien ohne konkreten Anhaltspunkt nützen mir nichts. Ärgern mich allerdings auch nicht, da sich Menschen, die besseres nicht können oder wollen, selbst disqualifizieren. Meistens fruchtlos ist auch Kritik, wenn Mail-Schreiber an Texten etwas kritisieren, die sie nicht oder unvollständig gelesen haben oder von dem gesamten Themenbereich sehr wenig verstehen. Zurück zum Text


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