Theorie


Theorie

Eine Theorie ist eine Sammlung mehr oder weniger bewusster, mehr oder weniger klar formulierter Sätze, mit denen man sich etwas erklärt. Ein Ding, eine Erscheinung, einen inneren oder äußeren Vorgang etc. Wer eine Theorie bildet, hat bewusst oder unbewusst den Rationalismus als tauglich zur Erringung von Erkenntnissen anerkannt.


In früheren Zeiten glaubten die Menschen, wenn es regnet, dann würde dies ein Regengott veranlassen. Das war ihre »Regentheorie«. Heute gehen die meisten Menschen davon aus, dass die Sonne Wasser verdunstet, dieses dann Wolken bildet, aus denen das Wasser wieder zur Erde fällt. Das ist die moderne Regentheorie.



Eine Theorie dient oft (aber keineswegs immer) als Handlungsgrundlage.

Eine Theorie dient oft (aber keineswegs immer) als Grundlage für Zukunftsvoraussagen.

Einer Theorie liegen immer (bewusst oder unbewusst) Annahmen zu Grunde, von deren Richtigkeit ausgegangen wird. Ohne solche Grundannahmen sind keine Theorien möglich. [Da aber aus Sicht des Skeptizismus fast alle Grundannahmen bezweifelt werden können, sind Theorie schon deshalb unsicher.]

Auch die bloße Beschreibungen eines Zustands und überdies die Darstellung, wie der Zustand einer Sache sein soll, wird Theorie genannt.

Der Theorie wird häufig die Praxis gegenübergestellt. Im Sinne von: hier die Gedankengebäude, dort die Wirklichkeit.

Zwischen Theorie und Praxis gibt es oft Differenzen. Nicht nur bei den naturwissenschaftlichen Thesen, von denen man nie mit Sicherheit sagen kann, ob sie mit den Tatsachen übereinstimmen. Z. B. fallen in der gesellschaftlichen Wirklichkeit Verfassungstheorie und Verfassungswirklichkeit oft auseinander.

Eine philosophische oder wissenschaftliche Theorie ist eine systematische, methodische, bewusst auf bestimmten Prinzipien beruhende Gedankensammlung zur Erklärung gewisser Tatbestände.


Zitate zu Theorie

Wilhelm Busch: »Alle Thesen sind Hypothesen.«

Jimmy Carter: »Theorie ist eine Vermutung mit Hochschulbildung.«

Goethe: »Grau, teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.«

Habermas: »Aus wissenschaftlichen Theorien folgt technisch verwertbares, aber kein normatives, kein handlungsorientierendes Wissen.«

Victor Hugo: »Für alles gibt es eine Theorie, die sich selber als ›gesunden Menschenverstand‹ bezeichnet.«

Gabriel Laub: »Gefährlicher als eine falsche Theorie ist eine richtige in falschen Händen.«

Harald Lesch: »Wir können das Universum nicht erklären, sondern nur beschreiben; und wir wissen nicht, ob unsere Theorien wahr sind, wir wissen nur, dass sie nicht falsch sind.«

Kurt Lewin: »Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.«

Lichtenberg: »Je mehr sich bei Erforschung der Natur die Erfahrungen und Versuche häufen, desto schwankender werden die Theorien. Es ist aber immer gut sie nicht gleich deswegen aufzugeben. Denn jede Hypothese, die gut war, dient wenigstens die Erscheinungen bis auf ihre Zeit gehörig zusammen zu denken und zu behalten. Man sollte die widersprechenden Erfahrungen besonders niederlegen, bis sie sich hinlänglich angehäuft haben um es der Mühe wert zu machen ein neues Gebäude aufzuführen.«

Marx: »Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muss gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.« (Und von Marxens Theorien haben sich die Massen nun mal nicht ergreifen lassen. Man mag es noch so sehr bedauern.)

Novalis: »Wenn die Theorie auf die Erfahrung warten sollte, käme sie nie zustande.«

Terry Pratchett: »Frühere Generationen waren absolut überzeugt, daß ihre wissenschaftlichen Theorien so gut wie perfekt seien, nur damit sich herausstellte, dass sie den Kern der Sache völlig verfehlt hatten.«

Mark Twain: »Die Vorurteile eines Professors nennt man Theorie.«


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