Wissenschaft


Wissenschaft kurz und knapp

So wie sich nicht alle Philosophen darauf einigen können, was Philosophie ist, so können sich auch nicht alle Wissenschaftler, bzw. alle die, die sich als solche verstehen, darauf einigen, was Wissenschaft ist. Allerdings sind die Unterschiede in der Wissenschaft nicht ganz so extrem und vielfältig wie in der Philosophie. (Wenn wir mal von Ausnahmen absehen, die sich im Promillebereich befinden.)

Was Wissenschaft ist und wie sie von anderen nichtwissenschaftlichen Methoden der Untersuchung bzw. der Beschäftigung mit der Welt abgegrenzt werden soll, darüber haben die Philosophen unterschiedliche Auffassungen. Mit diesem Thema beschäftigt sich genauer die Wissenschaftstheorie.

Am ehesten wird folgende Definition die meiste Zustimmung finden:


Wissenschaft ist die systematische, methodische, ordnende, erklärende und begründende Untersuchung von allem, was Menschen geistig zugänglich ist, in welcher Form auch immer. Ziel ist Erscheinungen im materiell-natürlichen, geistigen und kulturellen Bereich zu beschreiben und Gesetze, Zusammenhänge etc. aufzudecken. Und Wissenschaft bedeutet auch die Summe dessen, was auf diesen Wegen von den Menschen an Wissen hervorgebracht wurde.



Wissenschaftler fragen: »Wie ist es?« »Warum ist es?« Und eventuell auch: »Kann es anders sein?« Einige stellen auch die Frage: »Wie sollte es sein?« Ob das allerdings noch eine wissenschaftliche Frage ist, wird unterschiedlich beantwortet.

Wissenschaft ist auf Wissen aus, im Unterschied zum Meinen. Dieses Wissen muss prinzipiell intersubjektiv sein, es muss von Menschen mit gleicher Bildung und gleichem Informationsstand nachvollziehbar sein.

Für viele Wissenschaftler, Wissenschaftstheoretiker und Philosophen ist praktische Verwertbarkeit elementarer Zweck der Wissenschaft. Wissen um »Vorherzuwissen«, Prognostik. Wissenschaften sollen Handlungsanweisungen für das praktische Leben erarbeiten, Strategien zur Befriedigung von Bedürfnissen bereitstellen. Für einige Philosophen ist praktische Verwertbarkeit das einzige Wahrheitskriterium. (Pragmatismus).


Wissenschaftsgebiete

Die verschiedenen Wissenschaften werden zu bestimmten Gruppen zusammengefasst, wobei einzelne Wissenschaften zu mehreren Gruppen gehören können, sich die Gruppen überschneiden. Unterschieden wird zwischen theoretischen Wissenschaften, wo es um Grundlagen und Methoden geht (z. B. die Wissenschaftstheorie) und Wissenschaften, deren Ergebnisse (zumindest zum großen Teil bzw. der Theorie oder Absicht nach) praktisch angewandt werden (z. B. Physik). Es gibt Erfahrungswissenschaften und Vernunftwissenschaften, bzw. Realwissenschaften und Formalwissenschaften, Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften, Gesellschafts- bzw. Sozialwissenschaften und Humanwissenschaften. Weitere Wissenschaftsgebiete sind die Ingenieurwissenschaften, die eine starke Nähe zur Technik haben, und die Strukturwissenschaften, die vielfach mit Vernunftwissenschaften identisch sind, aber auch zusätzliche Wissenschaften umfassen.

Die Zuordnung einzelner Wissenschaften zu bestimmten Gruppen ist bei einigen Wissenschaften umstritten. Auch die Gegenüberstellung bestimmter Wissenschaftsgruppen. Ob die Mathematik nur eine Vernunftwissenschaft oder auch eine Erfahrungswissenschaft ist, oder ob die Formalwissenschaften nicht schon insgesamt zu den Realwissenschaften gehören, wird in der philosophischen und wissenschaftstheoretischen Diskussion unterschiedlich beurteilt.

Die einzelnen Wissenschaften und Wissenschaftsgebiet werden in gesonderten Artikeln näher erläutert.


Meine Vorstellung von Wissenschaft

Wissenschaft hat etwas zu tun mit Emperie und Ratio. Voraussetzung von Wissenschaft ist, dass man von der Richtigkeit einer bestimmten Menge an Wahrnehmungen und Erinnerungen ausgeht und die Tauglichkeit unseres Verstandes im Erkenntnisprozess anerkennt. So wie man lebens- bzw. handlungsunfähig würde, wenn man nicht eine bestimmte Menge an Sätze als Handlungsgrundlage anerkennt, so würde man wissenschaftsunfähig, wenn man ständig die Richtigkeit einer bestimmten Menge an Wahrnehmungen und Erinnerungen und die Tauglichkeit unseres Verstandes im Erkenntnisprozess bezweifeln würde. Der grundsätzlich mögliche Zweifel wird aber lediglich »eingeklammert«, er verschwindet nicht. Alle Erkenntnisse der Wissenschaften bleiben deshalb in letzter Instanz immer bezweifelbar. Was viele Wissenschaftler nicht wissen, bzw. nicht wahrhaben wollen, ist, dass Wissenschaft auf Voraussetzungen beruht, die nicht außerhalb des Zweifels sind.


Zitate zu Wissenschaft

Aristoteles: »Der Beginn aller Wissenschaften ist das Erstaunen, dass die Dinge sind, wie sie sind.«

Francis Bacon: »Wissenschaft selbst ist Macht.«

Karl Ernst von Baer: »Die Wissenschaft ist ewig in ihrem Quell, unermeßlich in ihrem Umfang, endlos in ihrer Aufgabe, unerreichbar in ihrem Ziel.«

Wernher von Braun: »Die Wissenschaft hat keine  moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man sie einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise.« [So ist es auch mit der  Gentechnologie.]

Teilhard de Chardin: »Der Zweifel ist der Beginn der Wissenschaft. Wer nichts anzweifelt, prüft nichts. Wer nichts prüft, entdeckt nichts. Wer nichts entdeckt, ist blind und bleibt blind.«

Cicero: »Die Wissenschaften nähren die Jugend, ergötzen das Alter.«

Auguste Comte: »Sehen, um vorauszusehen, so lautet der Spruch der wahrhaften Wissenschaft.«

Albert Einstein: »Wir glauben, dass die Wissenschaft der Menschheit am besten dient, wenn sie sich von allen Beeinflussungen durch irgendwelche Dogmen freihält und sich das Recht vorbehält, alle Thesen einschließlich ihrer eigenen anzuzweifeln.« »Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind.« »Der Fortgang der wissenschaftlichen Entwicklung ist im Endeffekt eine ständige Flucht vor dem Staunen.«

Ludwig Feuerbach: »Die höchste, die gottähnlichste Macht auf Erden ist die Macht der Wissenschaft.« »Der wissenschaftliche Mann ist, weil friedfertig, auch nicht rechthaberisch. Ihm liegt mehr daran, belehrt zu werden, als recht zu haben.« [So sollte es sein, ist aber leider nicht immer so.]

Sigmund Freud: »Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass eine Wissenschaft aus lauter streng bewiesenen Lehrsätzen besteht, und ein Unrecht, solches zu fordern.«

Goethe: »Alles kommt in der Wissenschaft auf ein Gewahrwerden dessen an, was den Erscheinungen zu Grunde liegt. Ein solches Gewahrwerden ist bis ins Unendliche fruchtbar.« »In den Wissenschaften ist viel Gewisses, sobald man sich von den Ausnahmen nicht irre machen lässt und die Probleme zu ehren weiß.« »Vier Epochen der Wissenschaften. Kindliche: poetische, abergläubische. Empirische: forschende, neugierige. Dogmatische: didaktische, pedantische. Ideelle: Methodische, mystische.« [Es gibt von Goethe eine ganze Menge schlechter Zitate zu Wissenschaft, die ich weglasse.]

Maksim Gorki: »Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele

Ernst Haeckel: »Wo der Glaube anfängt, hört die Wissenschaft auf.«

Werner Heisenberg: »Wirkliches Neuland in einer Wissenschaft kann wohl nur gewonnen werden, wenn man an einer entscheidenden Stelle bereit ist, den Grund zu verlassen, auf dem die bisherige Wissenschaft ruht, und gewissermaßen ins Leere zu springen.« »Aber die existierenden wissenschaftlichen Begriffe passen jeweils nur zu einem sehr begrenzten Teil der Wirklichkeit, und der andere Teil, der noch nicht verstanden ist, bleibt unendlich.«

Hermann von Helmholtz: »Zählen und Messen sind die Grundlagen der fruchtbarsten, sichersten und genauesten wissenschaftlichen Methoden, die wir überhaupt kennen.«

Thomas Hobbes: »Wissenschaft dient nur der Macht!« [Es kann Macht über Menschen sein, aber auch Macht über Sachen oder Vorgänge.]

Alexander von Humboldt: »Alles wissenschaftliche Arbeiten ist nichts anderes, als immer neuen Stoff in allgemeine Gesetze zu bringen.«

Immanuel Kant: »Eine jede Lehre, wenn sie ein System, d. i. ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes der Erkenntnis, sein soll, heißt Wissenschaft. « »Wenn die Wissenschaft ihren Kreis durchlaufen hat, so gelangt sie natürlicher Weise zu dem Punkte eines bescheidenen Misstrauens, und sagt, unwillig über sich selbst: Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht einsehe.«

Heinrich von Kleist: »Ist nicht der Anfang und das Ende jeder Wissenschaft in Dunkel gehüllt?«

Michel de Montaigne: »Die Wissenschaft zündet kein Licht im Menschen an, wenn seine Seele keinen Brennstoff hat.« [Ähnliche Aussage von Plutarch.]

Robert Musil: »In der Wissenschaft kommt es alle paar Jahre vor, dass etwas, das bis dahin als Fehler galt, plötzlich alle Anschauungen umkehrt oder dass ein unscheinbarer und verachteter Gedanke zum Herrscher über ein neues Gedankenreich wird.« [Bei Kuhn heißt das  Paradigmenwechsel.]

Isaac Newton: »Sein und Wissen ist ein uferloses Meer: Je weiter wir vordringen, um so unermesslicher dehnt sich aus, was noch vor uns liegt; jeder Triumph des Wissens schließt hundert Bekenntnisse des Nichtwissens in sich.« »In der Wissenschaft gleichen wir alle nur den Kindern, die am Rande des Wissens hie und da einen Kiesel aufheben, während sich der weite Ozean des Unbekannten vor unseren Augen erstreckt.«

Friedrich Nietzsche: »Es gibt, streng geurteilt, gar keine ›voraussetzungslose‹ Wissenschaft, der Gedanke einer solchen ist unausdenkbar, paralogisch: eine Philosophie, ein ›Glaube‹ muss immer erst da sein, damit aus ihm die Wissenschaft eine Richtung, einen Sinn, eine Grenze, eine Methode, ein Recht auf Dasein gewinnt.« »Der Mensch findet zuletzt in den Dingen nichts wieder als was er selbst in sie hineingesteckt hat: das Wiederfinden heißt sich Wissenschaft, das Hineinstecken – Kunst, Religion, Liebe, Stolz.« »Die Wissenschaft verhält sich zur Weisheit, wie die Tugendhaftigkeit zur Heiligung: Sie ist kalt und trocken, sie hat keine Liebe und weiß nichts von einem tiefen Gefühle des Ungenügens und der Sehnsucht.« »Das Leben ist wert, gelebt zu werden, sagt die Kunst, die schönste Verführerin; das Leben ist wert, erkannt zu werden, sagt die Wissenschaft.«

Max Planck: »Die Wissenschaft kann die letzten Rätsel der Natur nicht lösen. Und das ist so, weil wir letztlich selbst ein Teil des Rätsels sind.« »Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller seiner Überlegungen.«

Henri Poincaré: »Wissenschaft besteht aus Fakten wie ein Haus aus Backsteinen, aber eine Anhäufung von Fakten ist genausowenig Wissenschaft wie ein Stapel Backsteine ein Haus ist.« [Da Poincare ein Vertreter des Konventionalismus war, können damit aber keine objektiven Fakten gemeint sein.] »Es kann keine wissenschaftliche Moral geben, aber es kann eine unmoralische Wissenschaft geben.«

Karl Popper: »Wissenschaft wird immer eine Suche sein, niemals wirklich eine Entdeckung. Es ist eine Reise, niemals wirklich eine Ankunft.«

Bertrand Russell: »Darin besteht das Wesen der Wissenschaft. Zuerst denkt man an etwas, das wahr sein könnte. Dann sieht man nach, ob es der Fall ist und im allgemeinen ist es nicht der Fall.« »Wissenschaft ist, was wir wissen, und Philosophie, was wir nicht wissen.« »Die Wissenschaftler bemühen sich, das Unmögliche möglich zu machen. Die Politiker bemühen sich oft, das Mögliche unmöglich zu machen.«

Friedrich von Schiller: »Einem ist sie die hohe himmlische Göttin, dem Andern eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt.« (Die Wissenschaft.)

Schleiermacher: »Wahre Wissenschaft ist vollendete Anschauung.« [Hört sich empiristisch an. Kann aber durchaus auch innere geistige Anschauung bedeuteten.] »Von den einseitig Gebildeten kann man sagen, sie sind in ihre Wissenschaft eingekerkert wie in ein Schneckenhaus.«

Albert Schweitzer: »Die Wissenschaft, richtig verstanden, heilt den Menschen von seinem Stolz; denn sie zeigt ihm seine Grenzen.«

Oscar Wilde: »Die Wissenschaft ist außer Reichweite der  Moral, denn ihre Augen sind auf ewige Wahrheiten geheftet.«

Jakob von Uexküll: »Die Wissenschaft von heute ist der Irrtum von morgen.«

Richard von Weizsäcker: »Die Technik von heute ist das Brot von morgen – die Wissenschaft von heute ist die Technik von morgen.«


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