Verstand bedeutet umgangssprachlich die Fähigkeit zu denken (Genaueres dort). Wörter wie Verstand, Vernunft und Denken werden synonym verwendet. Für den Alltagsgebrauch reicht das.
In der Philosophie wird zwischen Wahrnehmung (siehe auch Empirie, Perzeption), Verstand (siehe auch Apperzeption, ratio, Rationalismus) und Vernunft (siehe auch intellectus) als verschiedene sich (notwendig) ergänzende menschliche Erkenntnisformen unterschieden
Die Tätigkeit des Verstandes besteht im begrifflichen und diskursiven, schrittweisen Erkennen (im Gegensatz zur Intuition), das nicht von Interessen und Emotionen getrübt wird (bzw. sein sollte) und die Lösung von theoretischen und praktischen Problemen zum Ziel hat.
Nach Aristoteles braucht das verstandesmäßige schrittweise Denken Voraussetzungen, die selbst nicht Ergebnis von verstandesmäßigem schrittweisem Denken sein können.
In der philosophischen Tradition steht seit Kant (besonders im deutschen Sprachraum) Verstand zwischen Wahrnehmung und Vernunft. Die Wahrnehmungen liefern dem Verstand das Material, ohne das er nicht tätig werden könnte und die Vernunft gibt eine Rahmen vor (Prinzipien und Axiome ), innerhalb dessen der Verstand arbeitet.
Fichte, Schelling und Hegel haben die Trennung von Verstand und Vernunft wieder aufgegeben und sahen im Verstand einen Teil der Vernunft.
Otto von Bismarck: »Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden entweder an seinem Verstand oder an seinem guten Willen zu zweifeln.«
Ludwig Börne: »Es gibt Leute, die geizen mit ihrem Verstand wie andere mit ihrem Geld.« »Der Verstand ist Brot, das sättigt; der Witz ist Gewürz, das esslustig macht.«
Wilhelm Busch: »Wer in Glaubenssachen den Verstand befragt, kriegt unchristliche Antworten.«
Giacomo Casanova: »Einen Dummkopf betrügen heißt, den Verstand rächen.«
Houston Stewart Chamberlain: »Ich bin überzeugt, dass Verstand, und sei er noch so hell erleuchtet, wenig ausrichtet, ist er nicht mit Enthusiasmus gepaart.«
Samuel Coleridge: »Gesunder Menschenverstand in ungewöhnlichem Maße ist das, was die Welt Weisheit nennt.« (Anders sieht es Einstein.)
Doris Day: »Die Frauen machen sich nur deshalb so hübsch, weil das Auge des Mannes besser entwickelt ist als sein Verstand.« (Ähnlich dem Ausspruch von Lil Dagover, der älter sein dürfte.)
Descartes: »Nichts ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Jeder, der gefragt wird, behauptet, genug davon zu haben.« (»Der gesunde Verstand ist die bestverteilte Sache der Welt, denn jedermann meint, damit so gut versehen zu sein, dass selbst diejenigen, die in allen übrigen Dingen sehr schwer zu befriedigen sind, doch gewöhnlich nicht mehr Verstand haben wollen, als sie wirklich haben.« Diskurs über die Methode, §1-1)
John Dewey: »Skepsis ist das Zeichen und sogar die Pose des gebildeten Verstandes.«
Albert Einstein: »Gesunder Menschenverstand: eigentlich nur eine Anhäufung von Vorurteilen, die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat.« (Anders sieht es Coleridge.)
Euripides: »Verstand zeigt sich im klaren Wort.«
Ernst von Feuchtersleben: »Reue ist Verstand, der zu spät kommt.«
Theodor Fontane: »Wer mit 19 kein Revolutionär ist, hat kein Herz. Wer mit 40 immer noch ein Revolutionär ist, hat keinen Verstand.«
Benjamin Franklin: »Mit zwanzig regiert der Wille, mit dreißig der Verstand und mit vierzig das Urteilsvermögen.«
Galileo Galilei: »Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.«
Goethe: »Wenn du nicht irrst, kommst du nicht zu Verstand.«
Maksim Gorki: »Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele.«
Franz Grillparzer: »Der Verstand und die Fähigkeit ihn zu gebrauchen, sind zweierlei Fähigkeiten.«
Horaz: »Wage es, deinen Verstand zu gebrauchen!.« (Orig. lat.: »Sapere aude!«)
Karl Jaspers: »Der menschliche Verstand ist in der Praxis nicht verlässlich, am wenigsten in größter Not.«
Joseph Joubert: »Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen..«
Immanuel Kant: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.«
François de La Rochefoucauld: »Jedermann klagt über sein Gedächtnis, niemand über seinen Verstand.« »Der Verstand wird stets vom Herzen getäuscht.« [Heute kann man dazu »unbewusste Erkenntnisschranken« sagen.]
Gotthold Ephraim Lessing: »Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verliert, der hat keinen zu verlieren.«
Lichtenberg: »Der Mann hatte so viel Verstand, dass er fast zu nichts mehr in der Welt zu gebrauchen war.«
John Locke: »Es ist nichts im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war..« (Leibniz fügte hinzu: »Mit Ausnahme des Verstandes selbst.«)
Otto Ludwig: »Lass dich vom Verstande leiten, aber verletze nicht die heilige Schranke des Gefühls.«
Nietzsche: »Der Verstand ist wesentlich ein Hemmungsapparat gegen das Sofort-Reagieren auf das Instinkt-Urteil.« »Wenn 100 beieinander stehen, verliert ein Jeder seinen Verstand und bekommt einen anderen.«
Blaise Pascal: »Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand.«
Linus Pauling: »Wenn der Mensch so viel Vernunft hätte, wie Verstand, wäre vieles einfacher.«
Quintilian: »Wir müssen unseren Verstand mehr dadurch formen, dass wir den Sinn des Gelesenen verstehen, als durch dessen Menge.«
Schiller: »Ein erleuchteter Verstand veredelt auch die Gesinnung der Kopf muss das Herz bilden.«
Schopenhauer: »Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand.« Verwandtes Zitat von Heraklit.
William Shakespeare: »Um ernst zu sein, genügt Dummheit, während zur Heiterkeit ein großer Verstand unerlässlich ist.«
Sophokles: »Der Welt zur Weisung: Das Verderblichste, was uns zuteil ward, ist der Unverstand.«
Gerhard Uhlenbruck: »Wer nur mit dem Verstand lebt, hat das Leben nicht verstanden.«
Friedrich Theodor von Vischer: »Der Verstand ist ein Kammerdiener. Ein unentbehrlicher, tüchtiger aber er ist einer.«
»Wenn die Fahne fliegt, ist der Verstand in der Trompete.« Russisches Sprichwort