Die altchinesische Philosophie

Die Schreibweise von Philosophen, philosophischen Begriffen, philosophischen Strömungen etc. sind in der Literatur unterschiedlich.


Die altchinesische Philosophie kurz und knapp

Grundsätzliches:



[Die beiden letzten Punkte – man liest und hört sie häufig, wenn man sich mit altchinesischer Philosophie beschäftigt – passen allerdings nicht ganz zur Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert. Ist der brutal geführte Krieg zwischen den Kommunisten und den Nationalisten einzig auf westliche Einflüsse zurückführbar? Haben nicht beide Seiten bei der Unterdrückung der jeweils anderen Millionen umgebracht?]


Der chinesische Gelehrte Wing-Tsit Chan (1901–1994) hat die chinesische Philosophie mit einer in drei Sätzen ablaufenden geistigen Symphonie verglichen.

Welche langfristigen Auswirkungen die Ereignisse des 20. Jahrhunderts, besonders die kommunistische Herrschaft seit 1949, für die chinesische Philosophie haben wird, ist noch nicht absehbar. Aber das eine neue Epoche begonnen hat, steht außer Zweifel. [Soweit man den immer möglichen Zweifel an der Existenz der Welt ausklammert.]


Bedeutende Strömungen und Philosophen

Konfuzianismus

Der bedeutendste chinesische Philosoph ist Konfuzius, die wichtigste chinesische Philosophie ist der Konfuzianismus. Bedeutende Konfuzianer, die weniger oder stärker an Konfuzius anknüpften, waren u. a. Mencius, Hsün Tse und Wang Chong.

Taoismus

Bedeutende Taoisten waren Lao Tse und Zhuang Zhou. Anknüpfend an Lao Tse entstand der Taoismus (auch Daoismus), die Lehre vom  Tao, eine mystische Religion, die allerdings mit allerlei völkischem Aberglauben, Magie, Alchimie u. ä. m. vermischt wurde. Also auch hier eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Teil des Buddhismus und zum Christentum, deren Bedeutung der Taoismus allerdings nie erreichte.

Mohismus

Mo Tse (ca. 500–396 v. u. Z. – auch Mozi, latinisiert Micius) war ein bedeutender chinesischer Philosoph und Begründer des Mohismus.

Der Mohismus war eine reine Nützlichkeitsphilosophie. (Ähnlichkeit zum Pragmatismus und  Utilitarismus.) Oberste Ziele, denen alles unterordnet wird: Die allgemeine Wohlfahrt fördern, das Übel bekämpfen und die Bevölkerung vermehren.

Pazifismus: Kriege verminderten den Reichtum und dezimierten die Bevölkerung und wurden deshalb abgelehnt. Die Mohisten führte wahre Abrüstungsfeldzüge durch.

Undogmatisch: Jede Theorie müsse sich anhand der (empiristischen) Erfahrung überprüfen lassen und sich hier als nützlich erweisen. Anderenfalls müsse sie verworfen werden.

Ethik: Gefordert wurde eine allgemeine Menschenliebe. »Behandle andere Länder wie dein eigenes, behandle andere Menschen wie dich selbst.« Denn: Wer andere liebe, der werde wieder geliebt werden.

Kunst:  Musik und andere Künste (von Konfuzius hoch geschätzt) wurden abgelehnt, da sie die Bevölkerung von produktiver Arbeit abhielten.

Religion: Noch stärker als Konfuzius trat Mo Tse für die überlieferte Religion ein. Denn: Wenn jedermann an die Macht der Geister glaube, das Gute zu belohnen und das Böse zu bestrafen, so werde es keine Unordnung geben.

[Es ist zwar ein etwas ungeschlachter Pragmatismus, besonders mit einer etwas einseitige Auffassung von Wohlfahrt, aber für die damalige Zeit war es doch erstaunlich undogmatisch und ethisch hochstehend.]

Der Mohismus hatte im 4. und 3. Jahrhundert v. u. Z. seine Hochzeit. Nach dem 2. Jahrhundert v. u. Z. verschwand er völlig. Für den herrschende Konfuzianismus war der Mohismus eine Irrlehre.

Sophismus

Wie im antiken Griechenland (und ähnlich in Indien mit den  Charvakas), traten auch in China Sophisten auf, die durch logische Haarspaltereien absurdeste Behauptungen aufstellten und die philosophischen Hauptströmungen in Frage stellten. Sie wirkten zwar einerseits zersetzend, aber andererseits nötigten sie ihre Gegner dazu, ihre Positionen besser zu durchdenken. Sie wirkten insgesamt also durchaus befruchtend.

Außerdem beschäftigten sie sich mit Begriffen wie Raum und Zeit, Bewegung und Ruhe, Substanz und Qualität und nahmen spekulativ Ergebnisse der modernen Naturwissenschaft vorweg.

Auf Grund ihres ethischen Relativismus, bzw. Nihilismus und häufig auch der Gewissenlosigkeit ihres Handelns wurden viele von ihnen hingerichtet.

Neumohismus

Als Reaktion auf die Sophisten entstand der Neu-Mohismus, indem sich nämlich nun die Mohisten selbst auf die Gebiete der Logik und Erkenntnistheorie begaben, aber nicht, um dort stehen zu bleiben, sondern um am Ende beweisen zu können, dass Logik und Erkennen dem praktischen Handeln untergeordnet werden müssen.

Legalismus

Die Legalisten waren eine Gruppe von Denkern, denen der konfuzianische Grundsatz, dass die Regierenden durch ihr bloßes Beispiel ihr Volk lenken sollen, nicht ausreichte. Sie forderten, dass es eine umfassende bis ins einzelne gehende Gesetzgebung geben müsse, die durch ein System von Belohnung und Strafe durchgesetzt werden müsse. Ihre Grundsätze entsprachen dabei weitgehend den Grundsätzen des Konfuzius. Als Begründer gilt Han Feizi.

Die Legalisten hatten zeitweilig einen großen Einfluss und bekämpften, trotz vieler Übereinstimmungen, die anderen Strömungen in der chinesischen Philosophie und Gesellschaftstheorie. So kam es im Jahre 213 v. u. Z. zu einer großen Bücherverbrennung. Während der Konfuzianismus sich später wieder durchsetzen konnte, hat sich der Mohismus davon nie wieder erholt.

Die Yin-Yang Lehre

Schon dem  Buch der Wandlungen lag der Gedanke zugrunde, dass in allem Bestehenden zwei entgegengesetzte Prinzipien wirksam seien, das männliche, aktive Yang und das weibliche passive Yin. Im chinesischen Mittelalter wurde dies zur zentralen Idee der Philosophie. Nicht nur das eine eigene philosophische Richtung entstand, auch die konfuzianischen und  taoistischen Denker machten es zum Mittelpunkt ihrer Weltanschauung. [Gewissermaßen ein Hauch von Dialektik.]

Der Buddhismus in China

Der Buddhismus ist die einzige nicht in China entstandene Religion bzw. Philosophie, die in China vor Beginn der Neuzeit eindrang und auf Dauer dort bestehen konnte. Es konnten sich allerdings nur die buddhistischen Schulen halten, die zumindest teilweise dem chinesischen  Volkscharakter entgegen kamen. Der  Zen-Buddhismus ist im wesentlichen eine chinesische Schöpfung.

Das Eindringen des Buddhismus in China um die Zeitenwende forderte den Konfuzianismus zu einem gewaltigen Gegenschlag heraus. Die konfuzianische Kritik am Buddhismus:

Neu-Konfuzianismus
Die Sung-Zeit – 960–1279 – Der Philosoph Tschu Hsi

Die Fortbildung des Konfuzianismus durch Tschu Hsi (auch Zhu Xi – 1130–1200), ist die Grundlage des Neu-Konfuzianismus.

Li und Ki: Die beiden Grundbegriffe seiner Philosophie sind Li (eine umfassende  Weltvernunft) und Ki (Materie). Der Gegensatz von Li und Ki (auch Qi) sei der von  Yin und Yang. [Es gibt allerdings bestimmte Probleme bzw. interessante Überlegungen, wenn man Li mit Yin und Ki mit Yang gleichsetzen will. Oder auch Li mit Yang und Ki mit Yin.] Beide werden in untrennbarer Bezogenheit aufeinander gedacht. Die Vernunft sei das Obere, die Materie sei das Untere. Zeitlich sei weder Vernunft noch Materie früher oder später, nichts desto trotz die Vernunft das Primäre sei. Doch bilde die Vernunft wiederum kein gesondert für sich bestehendes Wesen. Vernunft sei nie von der Materie getrennt gewesen. Ohne Materie hätte die Vernunft keinen Anhaltspunkt.

[Es handelt sich hier um den Versuch einem Weg zwischen einem  idealistischen Monismus und einem  Dualismus zu gehen, den in ähnlicher Weise auch Aristoteles mit seiner Theorie von  »Form und Stoff« zu gehen versuchte.]

Die Philosophie der Sung-Zeit, in der auch noch andere bedeutende Philosophen auftraten, wird als die rationalistische oder Vernunft-Schule bezeichnet.

Die Ming-Zeit – 1368–1644

Der größte Widersacher von Tschu Hsi ist der Philosoph Wang Yang Ming (1472–1529 – auch Wang Shouren –). ) Er gab dem Neu-Konfuzianismus eine Wende zu einem  idealistischen Monismus.

Die Philosophie dieser Zeit wird die  idealistische Schule genannt.

Die Tsching-Zeit – 1644–1911

Die beherrschende Strömung in dieser Zeit war mit dem Namen des Philosophen Tai Yung Yüan (1723–1777 – auch Tai Tung-yüan ) verbunden. Er versuchte den gesamten Gehalt des klassischen, mittelalterlichen und jüngeren Konfuzianismus in einer Synthese zu vereinigen.

Da in seiner Philosophie der Erfahrung ein besonders großer Wert beigemessen wird, nennt man sie die empiristische Schule oder die Schule der Wirklichkeit.


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