Zhuang Zhou (oder Zhuang Tse, Zhuangzi man findet viele weitere Schreibweisen), ca. 365 290 v. u. Z. ) war nach Lao Tse der zweite wichtige Taoist. Er wies auf die Relativität von Erfahrungen und Wertmaßstäben hin und versuchte den Menschen falsche Gewissheiten bewusst zu machen. Seine philosophischen Auffassungen gab er vielfach in Parabeln wieder.
Sein wohl bekanntester Text ist der Schmetterlingstraum. »Zhuang Zhou träumte, er sei ein Schmetterling, der fröhlich umherflatterte und nichts wusste von Zhuang Zhou. Nach dem Erwachen fragte sich Zhuang Zhou: ›Bin ich nun Zhuang Zhou, der träumte, er sei ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der träumt, er sei Zhuang Zhou?‹«
Eine Parabel, die solche »Spinnereien« wie dem Schmetterlingstraum humoristisch zu widerlegen glaubt, stammt von dem deutschen Dramatiker Bertolt Brecht und spielt ebenfalls im alten China: »Im Kloster Mi Sang am Ufer des Gelben Flusses trafen sich Philosophen, um über die Frage zu diskutieren, ob der Gelbe Fluss wirklich existiert oder nur in den Köpfen der Menschen. Nun kam es während der Diskussionen zu einer Schneeschmelze im Gebirge, der Gelbe Fluss trat über seine Ufer und schwemmte das Kloster Mi Sang mit allen Philosophen davon. Deshalb konnte die Frage, ob der Gelbe Fluss wirklich existiert oder nur in den Köpfen der Menschen, bisher nicht geklärt werden.« (Dies ist nicht der Originaltext von Brecht, sondern meine sinngemäße Nacherzählung.) Die Materialisten schlagen sich beim Lesen dieser Parabel lachend auf die Schenkel. »Was für Spinner diese Idealisten bloß sind.« Aber ein Beweis für die Richtigkeit des Materialismus ist diese Parabel nicht. Sie zeigt bestenfalls auf, dass es im praktischen Leben nicht sinnvoll ist, die objektive Existenz der Welt zu bezweifeln. Das machen die Skeptiker in der Regel auch gar nicht. Die Frage ist, ob man aus Einstellungen, die man im praktischen Leben als sinnvoll erachtet, ontologische Wahrheiten ableiten kann.
»Bildung muss nicht unbedingt zu Weisheit führen.«
»Willst du im laufenden Jahr ein Ergebnis sehen, so säe Samenkörner. Willst du in zehn Jahren ein Ergebnis sehen, so setze Bäume. Willst du das ganze Leben lang ein Ergebnis sehen, so entwickle die Menschen.«
»Erkenntnis lässt sich nicht von anderen lernen.« [Wenn das für alle Erkenntnisse zutreffen würde, dann wären Schulen, Universitäten und Sachbücher überflüssig. Es gibt allerdings Erkenntnisse für die das zutrifft, z. B. dass die gesamte von einem Menschen erlebte Welt außerhalb von ihm existierendes Bewusstsein ist, diese Erkenntnis lässt sich nicht vermitteln. Diese Erkenntnis muss jeder mselbst in sich erzeugen. Andere Menschen können aber Hilfestellung leisten.]
»Wenn Wissen und Gelassenheit sich gegenseitig ergänzen, entstehen Harmonie und Ordnung.«
»Gebt auf die Heiligkeit. werft weg die Erkenntnis, und die Welt kommt in Ordnung.« [Der Satz könnte auch von irgendwelchen religiösen Fanatikern unserer Tage stammen. Da zeigt sich wieder, dass auch die Klugen hin und wieder Müll von sich geben.]
»Wenn die Herrscher täglich betrügen, wie kann man da erwarten, daß die Untertanen nicht betrügen?«
»Wenn der Horizont nicht derselbe ist, sind es die Gedanken auch nicht.« [Welt]
»Die Sonne geht auf und wir arbeiten, die Sonne geht unter und wir ruhen, wir graben den Brunnen und trinken, wir bestellen das Feld und essen, des Kaisers Macht, was geht die uns an?«
»Wenn einer Maschinen benützt, so betreibt er alle seine Geschäfte maschinenmäßig; wer seine Geschäfte maschinenmäßig betreibt, der bekommt ein Maschinenherz.« [Es gab schon damals Technikfeinde. Ohne Maschinen kein Internet und keine Bücher. Ohne Maschinen kein Massenwohlstand.]
»Wessen Wille darauf gerichtet ist, Schätze zu sammeln, der ist nur ein Krämer.« [Ähnlich Jesus]
»Unser Leben ist endlich, das Wissen ist unendlich. Mit dem Endlichen etwas Unendlichem nachzugehen, ist gefährlich.«
»Es ist derjenige am weitesten von der Wahrheit entfernt, der auf alles eine Antwort hat.«
»Wenig und Viel sind wandelbar wie Geschenke, je nachdem sie der Gebende oder der Empfangende betrachtet.« [ Dialektik]
»Kleinere Zweifel verändern die Ziele des Menschen; größere Zweifel verändern seinen Charakter.«