Von gr. metà und physiká. Metaphysik ist die Lehre von dem empiristisch nicht mehr Erfahrbaren, von den hinter unseren Wahrnehmungen verborgenen (oder vermuteten) Tatbeständen. Es ist der Bereich der Spekulation. Metaphysik ist eine zentrale Disziplin der Philosophie. Sie fragt nach den allgemeinsten Prinzipien des Seins. Hier gibt es eine Überschneidung mit der Ontologie. Es gibt Philosophen, die Metaphysik prinzipiell und teils schroff ablehnen.
Metaphysik war anfänglich lediglich der Name für die Schriften des Aristoteles, die in der ersten Gesamtausgabe nach seinen Schriften über die Physik eingeordnet wurde. Diese »metaphysischen Schriften« beschäftigten sich mit den allgemeinen Prinzipien. Dieser Teil der Philosophie wurde von Aristoteles »Erste Philosophie« genannt. Zu Beginn der Neuzeit bürgerte sich dafür der Begriff »Ontologie« ein. Metaphysik und Ontologie überschneiden sich und werden häufig auch als identisch angesehen. Näheres zu Metaphysik findet man im philolex-Beitrag Ontologie.
Nachdem Kant die Unmöglichkeit der Metaphysik nachgewiesen zu haben glaubte, wurde im 19. Jahrhundert versucht eine »induktive Metaphysik« zu begründen. (Fechner, Lotze.) Im 20. Jahrhundert entstand eine »Neue Metaphysik« bzw. »Neue Ontologie«.
Kant schreibt zu Beginn der Kritik der reinen Vernunft: »Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie mit Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.« Es gibt Philosophen, die weisen die hier angesprochenen Fragen ab. [1] Ich betrachte Metaphysik als Bildung philosophischer Hypothesen für legitim, lehne aber jeglichen Dogmatismus ab.
Russell zur Metaphysik: »So gering die Hoffnung, Antworten zu finden, auch sein mag: es bleibt Sache der Philosophie, weiter an diesen Fragen zu arbeiten, uns ihre Bedeutung bewusst zu machen, alle möglichen Zugänge zu erproben und jenes spekulative Interesse an der Welt wachzuhalten, das wahrscheinlich abgetötet würde, wenn wir uns ausschließlich auf abgesicherte Erkenntnisse beschränkten.« (Zitiert nach Weischedel.)
Jacob Burckhardt: »Die Religionen sind der Ausdruck des ewigen und unzerstörbaren metaphysischen Bedürfnisses der Menschennatur.«
Wilhelm Busch: »Metaphysik und Worte! Das ist gerade so, als wenn man einem die Lehre von der Erbsünde auf der Flöte vorspielte.«
Joseph Joubert: »Der Logiker operiert, der Metaphysiker betrachtet.« »Die Religion ist die einzige Metaphysik, die das Volk imstande ist, zu verstehen und anzunehmen.«
Arthur Schnitzler: »Aufgabe der Erziehung wäre es, den metaphysischen Hunger des Menschen durch Mitteilung von Tatsachen in weisem Maß zu stillen, statt ihn durch Märchen, was ja die Dogmen sind, zu betrügen.«
Arthur Schopenhauer: »Die Physik vermag nicht auf eigenen Füßen zu stehen, sondern bedarf einer Metaphysik, sich darauf zu stützen; so vornehm sie auch gegen diese tun mag.« »Wenn man, wie so oft geschieht, der Metaphysik vorwirft, im Laufe so vieler Jahrhunderte, so geringe Fortschritte gemacht zu haben; so sollte man auch berücksichtigen, dass keine andere Wissenschaft, gleich ihr, unter fortwährendem Druck erwachsen, keine von außen so gehemmt und gehindert worden ist, wie sie allezeit durch Religion jedes Landes, als welche, überall im Besitz des Monopols metaphysischer Erkenntnisse, sie neben sich ansieht wie ein wildes Kraut, wie einen unberechtigten Arbeiter, wie eine Zigeunerhorde, und sie in aller Regel nur unter der Bedingung toleriert, dass sie sich bequeme ihr zu dienen und nachzufolgen.«
Anmerkungen
Anm. 1: Als Beispiel sei genannt die Pragmatisten, Feuerbach und heute die Mitglieder Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft. Zurück zum Text