Qualität ist eine Grundkategorie bei Aristoteles. In der von ihm ausgehenden Denktradition sind die Qualitäten einer Sache die Eigenschaften, die ihr notwendiger Weise zukommen, die ihr Wesen ausmachen.
Descartes, Locke u. a. unterscheiden zwischen primären und sekundären Qualitäten. Berkeley, Husserl u. a. lehnen eine solche Trennung ab.
Bei Kant ist Qualität eine apriorische Kategoriengruppe, die Erkenntnis erst ermögliche.
Im dialektischen Denken bedeutet Qualität darüber hinaus »etwas Neues«, oft »Höheres«, auf dem Vorherigen beruhend aber dennoch anders.
Dass quantitative Veränderungen in qualitative umschlagen können, ist eine Erkenntnis Hegels. Dieser Umschlag ist es, der Entwicklung überhaupt erst einen Wert verleiht.
In der Gegenwartsphilosophie wird vielfach versucht, die Qualität auf die Quantität zurückzuführen, zum Teil auch die Qualität in Quantität aufzulösen, so das die Qualität als eine selbständige Größe verschwindet. [Was ich für einen Ausdruck von übelster Ignoranz halte.]
Quantität ist die mess- oder zählbare Größe, Zahl, Menge etc. Eine Grundkategorie bei Aristoteles. Bei Kant eine apriorische Kategoriengruppe, die Erkenntnis erst ermögliche.
Die Naturwissenschaft beschäftigt sich vorrangig mit Quantitäten, mit der Erkenntnis quantitativer Unterschiede und Veränderungen.
In der Philosophie ist es erforderlich, sich auf die Erkenntnis der verschiedenen Qualitäten im Sein zu konzentrieren und auf die Entstehung neuer Qualitäten im Verlaufe der Entwicklung, z. B. der molekularen und biotische Evolution, der Entstehung von Geist, Gesellschaft, Ethik und Ästhetik zu konzentrieren. Das machen u. a. Hegel, Nicolai Hartmann, Samuel Alexander und Ernest Renan. Wer die Entstehung neuer Qualitäten nicht sieht, wie z. B. Nietzsche und viele seiner Anhänger, kommt zu katastrophalen philosophischen Auffassungen und katastrophalen praktischen Verhaltensweisen. Da werden dann die Gesetze der Natur in die menschliche Gesellschaft übertragen, was zum Sozialdarwinismus, im Extremfall zum Faschismus führt.
Eine Nervenzelle kann nicht denken und kein Bewusstsein hervorbringen. 100 Milliarden Nervenzellen (soviele hat ein menschliches Gehirn) können wenn sie eine Struktur, ein Netz bilden , denken und können Bewusstsein hervorbringen. 100 Milliarden Nervenzellen sind also nicht nur quantitativ mehr, als eine Nervenzelle, sie bilden zusammen eine höhere Qualität.
Ein kleines Kind bezieht alles auf sich. Mama und Papa existieren für mich. Das die ein Eigenleben haben, das begreift das Kind oft schmerzhaft. Wenn diese Erkenntnis da ist, ist sie neu. Sie ist auf nichts reduzierbar, was das Kind vorher wusste. Es ist eine neue Qualität von Wissen.
Das heutige Wissen der Menschheit unterscheidet sich von dem Wissen der Menschen des Mittelalters nicht nur quantitativ. Unser wissenschaftliches Weltbild, z. B. das Wissen um den subatomaren, atomaren, molekularen und zellulären Aufbau der Welt, der Entwicklungsgedanke in der Kosmologie, in der Geologie, in der Biologie, in den Gesellschaftswissenschaften, das alles ist eine qualitativ höhere Weltsicht als der Buchstabenglaube an die Bibel. Sehen Sie hierzu auch die Ausage Koyre.
Ein drastisches Beispiel für die Verkennung der verschiedenen Qualitäten: Auch die Menschen unterliegen soweit sie materielle Körper sind den Gesetzen der Physik. Wollte man nun aber die Bewegung von Menschen in der Gesellschaft mit den Methoden der Physik erklären, dann bekäme man das Wichtigste nicht in den Blick. Hierfür gibt es zu recht die qualitativ andere Wissenschaft der Soziologie.