Ästhetik war ursprünglich die Lehre von den sinnlichen Wahrnehmungen. Heute ist sie in erster Linie die Lehre vom Schönen, von den Gesetzmäßigkeiten und der Harmonie in Natur und Kunst, im engeren Sinne Kunsttheorie. Ästhetik ist ein Teilgebiet der Philosophie.
Es wird unterschieden zwischen Subjektästhetik (z. B. Entstehung eines Kunstwerks im Individuum, Wirkung auf andere Subjekte, die Frage nach einer Allgemeingültigkeit von »gutem Geschmack«) und Objektästhetik (z. B. Untersuchung des künstlerischen Gegenstandes, des Verhältnisses der verschiedenen Kunstgattungen, das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit, Geschichte der Kunst).
Der Ästhetizismus gibt dem Ästhetischen Vorrang vor allen anderen Werten.
Weiteres zur Ästhetik bei Kunst.
Schon in der Antike wurde über Schönheit und Kunst nachgedacht, ohne dass es bereits eine eigenständige Ästhetik gab.
Für Platon ist das Schöne das Naturschöne, in der die Idee der Schönheit zum Ausdruck komme. Kunst sei nur Nachahmung, Mimese der Wirklichkeit, wie diese bereits Mimese der Ideen und damit nach Idee und Natur drittrangig.
Aristoteles wertet die Kunst auf. Mimese, Nachahmung ist für ihn ein schöpferischer Prozess, der zeige, was nach Notwendigkeit und Angemessenheit möglich wäre.
Das christliche Mittelalter knüpfte weitgehend an Platons Vorstellung der Kunst an. (Die Rolle der platonischen Ideen hatte allerdings Gott inne.)
Zu Beginn der Neuzeit, in der Renaissance und später im Deutschen Idealismus betrachtete man in Anknüpfung an Aristoteles das Kunstwerk als Ideal und den Künstler als Genie.
In seinem diesbezüglichen Hauptwerk Kritik der Urteilskraft, bezeichnet Kant als schön, was in einem Subjekt Wohlgefallen auslöse. Kunst hat für ihn nur etwas mit Gefühl, nicht mit Erkenntnis zu tun.
Für Schiller ist Kunst der höchste Ausdruck des Geistes, Schönheit etwas Objektives, das sich vernünftig begründen lasse. Kunst solle der Erziehung und der Veredelung der Menschen zur Freiheit dienen.
Für Schelling ist Kunst das Gebiet, auf dem Welt und Ich, Reales und Ideales, bewusstes und unbewusstes Wirken der Natur in vollendeter Harmonie erscheine.
Für Hegel ist Kunst innerhalb seiner Vorstellung der Weltgeschichte als Rückkehrprozess des »Weltgeistes« Entfaltung von Wahrheit, eine Erscheinungsform des Absoluten Geistes. Dort allerdings nach Philosophie und Religion drittrangig.
Nach Schopenhauer ist Kunst im Rahmen seiner Philosophie von der absoluten Dominanz des Willens die Betrachtung der Dinge losgelöst von Kausalität und Willen. Genialität sei vollkommenste Objektivität. In der Betrachtung der Kunst könnten wir uns dem Sklavendienst des Willens entziehen.
Bei Marx und den an ihn abknüpfenden Philosophen werden Kunstwerke im Rahmen des Basis-Überbau Schemas zu Teilen des Überbaus. Sie spiegelten gesellschaftliche und ökonomische Verhältnisse wider und hätten in der Regel einen ideologischen Charakter. Allerdings gebe es auch Ausnahmen. Kunstwerke könnten ewige menschliche Werte, utopische Ziele und damit die Sehnsüchte der Volksmassen ausdrücken.
Der Positivismus wendet sich wie in anderen Bereichen der Philosophie auch gegen einen den Empirismus übersteigenden Wahrheitsanspruch von Kunstwerken.
Die Analytische Philosophie sieht getreu ihrer Position von der überragenden Bedeutung der Sprache in den Kunstwerken Sprach- und Zeichensysteme und bezeichnet wie auf anderen Gebieten der Philosophie auch viele ästhetische Fragen als Scheinprobleme.
Adorno knüpft einerseits an Marx an, in dem er in den Kunstwerken ein Spiegelbild sozialer Verhältnisse sieht, die in ihrer befreiten Form mit dem Bestehenden in Konflikt geraten. Anderseits kommt auch seine Ablehnung der Instrumentellen Vernunft und damit der Beherrschung der Natur durch den Menschen in seiner Kunsttheorie zum Tragen. Durch die Kunstwerke, die uns die Beherrschung der Natur als positiv vermitteln wollen, könnten wir sowohl das Bewusstsein von dieser gewalttätigen Beherrschung erlangen, als auch ein Bild davon, wie eine Versöhnung von Mensch und Natur aussehen könnte. [Das ich mit diesen Auffassungen in keiner Weise übereinstimme, kann man u. a. in den philolex-Beiträgen zu Adorno, der Frankfurter Schule und in meinem Essay über die Natur nachlesen.]
Bei Habermas tritt beim Kunstwerk anstelle der Wahrheit und/oder Schönheit die Authentizität.
Ob wir etwas für schön oder hässlich halten, hat naturwissenschaftlich betrachtet zumindest teilweise etwas zu tun mit Mustern, die in uns gespeichert sind und mit denen wir unbewusst Äußeres vergleichen. Bezogen auf gegengeschlechtliche Menschen befinden sich diese Muster nach Ditfurth im Zwischenhirn. Im Rahmen einer rein philosophisch-ästhetischen Reflexion ist kein Grund dafür zu finden, dass wir einen Busen oder Po schön finden. Schon unser nächster Verwandter im Tierreich, der Schimpanse, wird die aus unserer menschlichen Sicht hässliche Schimpansin vorziehen. (Damit meine ich, dass die äußeren Geschlechtsmerkmale einer Schimpansin in der Regel auf einen Menschen abstoßend wirken.)
Bei Platon beginnt die Liebe die sich bis zur Liebe zu den ewigen Ideen aufschwingen soll mit der Liebe zu den schönen Leibern. Schönheit ist aber gerade hier subjektiv bzw. intersubjektiv. Man hat am Computer hunderte von Frauengesichtern »übereinander gelegt« um das absolute Durchschnittsgesicht zu erzeugen. (Größe und Form der Gesichtsbestandteile, Abstand zueinander, Symmetrie und ein Schuss Kindlichkeit.) Und je durchschnittlicher das Gesicht wurde, um so schöner wurde es empfunden. Desto stärker hat es wohl mit den Mustern in uns übereingestimmt.
Ich vertrete die Auffassung, man sollte versuchen auch mit Hilfe der Gentechnik alle Menschen der nachwachsenden Generationen schön aussehen zu lassen. Theoretisch könnte man dieses Ziel aber nicht nur durch Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes, sondern auch durch eine Veränderung der Muster erreichen, an denen wir unbewusst Schönheit messen. Ob und wann sowas praktikabel ist und ob man es dann überhaupt praktizieren will, ist eine ganz andere Frage.
Wolfgang Beinert: »Die Ästhetik eines Designs fesselt und bezaubert den Betrachter. Denn das Streben und das Bedürfnis nach Schönheit ist uns Menschen angeboren.« [Das was wir Menschen als schön empfinden.]
Theodor Fontane: »Ästhetische Vorschriften existieren für mich nicht. Was auf mich wirkt, wirkt.« »Das Urteil eines feinfühligen Laien ist immer wertvoll, das Urteil eines geschulten Ästheten meist absolut wertlos.«
Egon Friedell: »Das Wort ›Ästhet‹ gehört zu jenen, die, je nach dem man Sie ausspricht, eine Schmeichelei oder eine Beleidigung bedeuten können.«
Goethe: »Unsere deutschen Ästhetiker reden zwar viel von poetischen und unpoetischen Gegenständen und sie mögen auch in gewisser Hinsicht nicht ganz unrecht haben, allein im Grunde bleibt kein realer Gegenstand unpoetisch, sobald der Dichter ihn gehörig zu gebrauchen weiß.«
Franz Grillparzer: »Die Ästhetik vor allem verpön' ich, // sie spielt ein gefährliches Spiel: // Die gute nützt sehr wenig, // die schlechte schadet sehr viel.«
Godefrey Harold Hardy: »Es kann nicht geleugnet werden, dass ein grosser Teil der elementaren Mathematik von erheblichem praktischen Nutzen ist. Aber diese Teile der Mathematik sind, insgesamt betrachtet, ziemlich langweilig. Dies sind genau diejenigen Teile der Mathematik, die den geringsten ästhetischen Wert haben. Die ›echte‹ Mathematik, der ›echten‹ Mathematiker, die Mathematik von Fermat, Gauss, Abel und Riemann ist fast völlig ›nutzlos‹.« [»Echt« im Sinne des attributiven Wahrheitsbegriffs.]
Barbara Hess: »Ästhetik bedeutet für einen Künstler genauso viel, wie Ornithologie für einen Vogel.«
Richard Graf von Coudenhove-Kalergi: »Ethik ist die Lehre vom Schönen in uns, Ästhetik die Lehre vom Schönen um uns.«
Karl Kraus: »Der Ästhet verhält sich zur Schönheit wie der Pornograph zur Liebe und wie der Politiker zum Leben.«
Herbert Marcuse: »Permanenter ästhetischer Umsturz das ist die Aufgabe der Kunst.«
Nietzsche: »Damit es Kunst gibt, damit es irgend ein ästhetisches Tun und Schauen gibt, dazu ist eine physiologische Vorbedingung unumgänglich: der Rausch.« [Das mag stimmen. Man sollte aber berücksichtigen, dass es doch sehr verschiedene Stufen und Qualitäten von Rausch gibt.]
Françoise Sagan: »Die Männer halten sich für das starke Geschlecht, weil die Frauen aus ästhetischen Gründen darauf verzichtet haben, Muskeln zu entwickeln.«
Schopenhauer: »Ethik kann so wenig zur Tugend verhelfen, als eine vollständige Ästhetik lehren kann, Kunstwerke hervorzubringen.«
Robert Schumann: »Was schön klingt, spottet aller Grammatik, was schön ist, aller Ästhetik.«
Harald Szeemann: »Der Mensch ist selbst Ästhetik, die Ästhetik ist ja heute die Begleiterscheinung jeder menschlichen Tätigkeit.« [Der Begriff Ästhetik wird hier so weit gefasst, dass er jeden Erklärungswert verliert. Ein Betrunkener, der sich übergibt. Ein Fanatiker, der sich in mitten anderer Menschen in die Luft sprengt.]
Andy Warhol: »Die Ästhetik unserer Tage heißt Erfolg.«
Von mir selbst: »Ein Schwein, das sich genussvoll im Kot wälzt, ist bereits ein Ästhet, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau als der durchschnittlich entwickelte Mensch.« ( Quelle)