Als Einleitung zu diesem Aufsatz empfehle ich den Aufsatz über die Frankfurter Schule.
Herbert Marcuse (18981979) war ein deutsch-amerikanischer Philosoph jüdischer Abstammung. Während der Revolution 1918/19 Mitglied in einem Soldatenrat. Ursprünglich Schüler Husserls und Heideggers. Versuchte dann phänomenologische und marxistische Gedanken zu verbinden. Zu Beginn der Nazi-Zeit in die USA emigriert, wo er auch nach Ende des 2. Weltkrieges blieb. Wird vielfach der Frankfurter Schule zugerechnet. Im Gegensatz zu Max Horkheimer und Theodor W. Adorno engagierte er sich für die Studentenbewegung der späten 60er Jahre. Wurde zu einem der wichtigsten Theoretiker der Neuen Linken und der Studentenbewegung (68ff) in vielen Ländern.
Moderne Industriegesellschaften seien geprägt durch Technisierung, Rationalisierung und Bürokratisierung, sowohl in den kapitalistischen wie in den real-sozialistischen Systemen. Die Menschen würden durch »human engineering« gelenkt, lebten in oberflächlchem Glück, aber wirkliche Opposition und Freiheit gebe es keine mehr. Die Arbeiter würden ins System integriert.
Marcuse rief auf zum »totalen Protest« zur »großen Weigerung« um kein »eindimensionaler Mensch« zu werden, der keine Alternativen mehr habe.
Obwohl sich Marcuse in einigen Punkten von den Hauptvertretern der Frankfurter Schule unterscheidet, trifft die Kritik an der Frankfurter Schule vielfach auch auf ihn zu.
Marcuses Kritik am Kapitalismus kann ich zu großen Teilen unterstützen. Allerdings mit dem Zusatz, dass alle in der Praxis versuchten Alternativen zum Kapitalismus gescheitert sind und gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Verhältnisse herbeigeführt haben, die wesendlich schlimmer waren als Kapitalismus! Die letzten Reste dieser Versuche kann man heute in Nordkorea sehen. Wenn wir über den Kapitalismus hinaus wollen, dann müssen wir über den Menschen hinaus. (Sehen Sie dazu bitte meinen Aufsatz Über die Notwendigkeit der Entstehung höherer Arten .)
Nicht mehr übereinstimmen kann ich mit Marcuse, wenn er den wissenschaftlich-technischen Fortschritt schlechthin angreift und materiellen Massenwohlstand.