Realität


Realität

Realität bedeutet in der Umgangssprache das Gleiche wie Wirklichkeit. (Näheres dort.) Für den Alltagsgebrauch ist diese Gleichsetzung völlig in Ordnung und ausreichend. Auch in der Philosophie werden diese beiden Begriffe oft synonym verwendet.

Zuweilen wird in der Philosophie aber zwischen Realität und Wirklichkeit unterschieden. Realität (von realitas) ist die Summe aller Dinge, Gegenstände, Sachen etc. Der Begriff Wirklichkeit wurde von Meister Eckhart als Übersetzung des lateinischen Wortes actualitas in die deutsche Sprache eingeführt. Wirklichkeit ist alles, was wirkt.

Bestimmte philosophische Richtungen (siehe u. a.  Subjektiver Idealismus) bestreiten die tatsächliche Existenz von (materiellen) Dingen. Das bedeutet, dass es eine Realität im engeren Sinne nicht gibt. Es gibt geistiges, Bewusstseinsinhalte. Esse est percipi.

Einige Interpreten der  Quantenphysik (z. B. Hans-Peter Dürr) behaupten, die Grundlage der Dinge sei etwas nicht Dingliches, sei bloßes »wirken«. Wobei bewusst ein Verb benutzt und Substantive wie »Wirkung« oder »Wirklichkeit« vermieden werden.


Zitate zu Realität

Derek Bickerton: »Repräsentationskonflikte sind aus einer Reihe von Gründen quälend. Auf der sehr praktischen Ebene ist es quälend, ein Modell der Realität zu besitzen, das mit denjenigen der Leute um einen herum in Konflikt liegt. Die Leute machen Ihnen das bald bewusst. Aber warum sollte dieser Konflikt jemanden beunruhigen, wenn ein Modell nur ein Modell ist, ein bestes Erraten der Realität, wie es jeder von uns macht? Weil niemand darüber in dieser Weise denkt. Wenn das Modell die einzige Realität ist, die man erkennen kann, dann ist das Modell Realität, und wenn es nur eine einzige Realität gibt, dann muss der Besitzer einer andern Realität irren.« [Wenn das Modell, das sich die Individuen bilden, die einzige Realität ist, dann gibt es soviele Realitäten wie es Individuen gibt. Ich nehme aber stark an, dass es neben den Modellen auch noch eine von den Individuen unabhängige Realität gibt, die allerdings durchaus auch wieder unbestimmt sein mag. Die Quantenmechanik deutet in diese Richtung.]

Charles Faulkner: »Eine Landkarte ist nicht mit dem entsprechenden Gebiet gleichzusetzen. Die Landkarte steht für unsere Gedanken und Empfindungen, das Gebiet für die Realität. Wir reagieren auf unsere Gedanken und Empfindungen über die Realität – nicht auf die Realität selbst.«

Hegel: »Die Vernunft ist die Gewissheit, alle Realität zu sein.« [Was nicht vernünftig ist, wird aus der Realität ausgeschlossen. Es mag zwar irgenwie sein, ist aber keine Realität. Selbstbetrug!]

Alfred Hitchcock: »Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realität.«

Nietzsche: »Der Mensch entdeckt zuletzt nicht die Welt, sondern seine Tastorgane und Fühlhörner und deren Gesetze – aber ist deren Existenz nicht schon ein genügender Beweis für die Realität? Ich denke, der Spiegel beweist die Dinge.« Widersprüchlich, wie Nietzsche ist, sagt er aber auch: »Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen.« [Wenn das tatsächlich so wäre, dann wäre dies eben die Tatsache ;-) Eine »Tatsache« ist eine »Sache, die getan wird«. Interpretationen sind geistige Taten, somit Tatsachen. Wenn es über die Interpretationen der Einzelnen hinaus gar nichts gäbe, wie könnten Menschen dann ähnliche Interpretationen der Welt haben? Ohne solche könnten sie sich nicht begegnen, nicht interagieren. Oder verwirft Nietzsche hier nur die materielle Welt und zeigt seinen  Subjektiven Idealismus?]

Karl Pribram: »Ich glaube, dass das Gehirn seine eigene Konstruktionen und Bilder von der physischen Realität erschafft. Aber gleichzeitig erschafft es sie in einer solchen Art und Weise, dass sie mit dem in Resonanz stehen, was wirklich vorhanden ist.« [So sieht es auch die Evolutionäre Erkenntnistheorie.]

John Cowper Powys: »Die ganze astronomische Welt ist nur ein Phantom, verglichen mit den Kreisen in Kreisen, den Träumen in Träumen der unbekannten Realität.«

Arthur Schopenhauer: »Die einzige Welt, welche jeder wirklich kennt und von der er weiß, trägt er in sich, als seine Vorstellung, und ist daher das Zentrum derselben. Deshalb eben ist jeder sich Alles in Allem; er findet sich als den Inhaber der Realität und kann ihm nichts wichtiger sein, als er selbst.«

Robert C. Solomon: »Wir leben nicht in der Realität, sondern in einer Surrealität, einer Welt, geprägt durch Wertungen und Ängste, Gewinn und Verlust, Lohn und Strafe, Vertrautheit und Fremdheit.«


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