Jean-Jacques Rousseau


Rousseau kurz und knapp

Jean-Jacques Rousseau, (1712–1778) war ein aus Genf stammender Philosoph, der besonders in Frankreich wirkte. Verkrachte sich mit so gut wie allen Leuten, mit denen er es zu tun hatte. Verhielt sich im Laufe seines wechselvollen Lebens nicht unbedingt so, wie es seinem naiven utopischen Menschenbild entsprach. Eine Art frühgrüner Fundamentalist. Lehnte wissenschaftlich-technischen und sogar kulturellen Fortschritt ab. (Horkheimer und besonders Adorno sind häufig aus ihm herauszuhören.)

Rousseau konstruiert einen Naturzustand – von dem er selbst sagte, dass es ihn vielleicht nie gegeben habe. In ihm lebe der Mensch als starker Einzelgänger in einer natürlichen Ordnung. Er stütze sich auf sein Gefühl, Vernunft gebe es noch keine. Es gebe eine allgemeine Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Der Mensch sei grundlegend von der Selbstliebe bestimmt, die noch kein Egoismus sei. Aus ihr entspringe u. a. auch Mitleid. Aus diesem Naturzustand entstünden einfache Gesellschaften, die Freiheit und Gleichheit nicht aufhöben. [Auf grund unserer heutigen naturwissenschaftlichen Kenntnisse über die Zustände im Tierreich, die Evolution des Lebens und die Frühzeit der Menschheit kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass es solche Zustände nie gab! Näheres weiter unten.]


Retournons à la nature!


Vom Unwert der Kultur: Diese einfache und gute Gesellschaft mit ihren guten Menschen, mit dem »edlen Wilden« würde zerstört durch die Entwicklung von Sprache, Kunst und Wissenschaften. Diese Entwicklungen seien nicht Denkmäler des Fortschritts, sondern des Verfalls. »Allmächtiger Gott, befreie uns von der Erleuchtung unserer Väter: führe uns zurück zur Einfalt, Unschuld und Armut, den einzigen Gütern, welche unser Glück befördern ...« (Zitiert nach Störig, S. 375.) Überall in der Geschichte erscheine das Auftauchen der Geistesbildung im Verein mit dem Sinken der  Sittlichkeit.

Vom Unwert des Denkens: »Wenn die Natur uns dazu bestimmt hat, gesund zu sein, so wage ich fast zu behaupten, dass der Stand (Zustand) der Reflexion ein Stand gegen die Natur, dass ein Mensch, der denkt, ein entartetes Wesen ist.« (Zitiert nach Störig, S. 375.)

Der Mensch sei von Natur aus gut und werde erst durch die Kultur, Vernunft und Gesellschaft verdorben.

Drei negative Entwicklungen habe es in der Geschichte der Menschheit gegeben:

  1. Die Entstehung des Eigentums schuf Reiche und Arme.

  2. Die Einsetzung einer Obrigkeit schuf Herrschende und Beherrschte.

  3. Die Ausartung der Macht in Willkür schuf Herren und Sklaven.

»Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten.« (Zitiert nach Störig, S. 376.) Ein Gesellschaftsvertrag sei die Lösung dieses Problems. Er müsse eine Verfassung aufstellen, in der die natürliche und unveräußerliche Freiheit des Einzelnen mit dem Maß an Gewalt in Einklang gebracht werden könne, das unabdingbar zur staatlicher Ordnung gehöre. (Meine eigenen Vorstellungen über die Entstehung des Staats und seine Aufgaben und damit auch eine Kritik an anderen Staatsvorstellungen findet man im philolex-Beitrag über den  Staat.)

Gemeinwille (Volonté générale) und Einzelwille: Der Gemeinwille entstehe durch Abstimmung. Ihm hätten sich alle unterzuordnen, auch diejenigen, die anders gestimmt hätten. Widerspenstigkeit gegen die vom Gemeinwillen aufgestellte Staatsreligion solle mit dem Tode oder der Verbannung bestraft werden.

Religion gründe sich nur auf das Gefühl. Das Gefühl sage mir, dass ein Gott ist. Mehr sei nicht notwendig und mehr zu wissen sei auch nicht möglich. Rousseau lehnte kirchlichen Offenbarungsglauben, Vernunftreligion (Deismus) und Atheismus gleichermaßen ab.

Erziehung: Der heranwachsende Mensch müsse ferngehalten werden von verbildenden Einflüssen. Die natürlichen guten Anlagen müssten sich natürlich entfalten können. Erziehung solle sich also darauf beschränken, negative Einflüsse fernzuhalten.

Spätere Wirkungen: Einerseits auf Nietzsche, der auch eine große Skepsis gegenüber der Kultur hegte. Andererseits auf Marx, der mit ihm das illusorische Menschenbild teilte.


Meine Kritik an Rousseau

Rousseau gehört zu den Philosophen, die ich am allerwenigsten mag! Dabei behaupte ich nicht etwa, dass seine Kritik an den damaligen Verhältnissen in Frankreich (und den meisten Teilen Europas) zur Gänze unberechtigt war. Ein verknöchertes, korruptes Feudalsystem, Luxus auf der einen, bitterste Armut auf der anderen Seite, primitiver religiöser Fanatismus etc., alles dies wurde zu recht kritisiert. Aber Rousseau propagiert völlig irreale Alternativen. Und seine »Erklärungen« über die Entstehung des Eigentums, des Staates, der Ungleichheit etc. haben mit den geschichtlichen Realitäten überhaupt nichts zu tun!

Der Mensch ist ein  zoon politikon. Die Menschen sind als Herdentiere, als soziale Wesen Menschen geworden. Der starke Einzelgänger war bestenfalls die Ausnahme. Entgegen den Behauptungen von Rousseau und den Marxisten sind Eigentum, Ungleichheit und Herrschaft keine menschlichen Erfindungen. In dem Moment, wo ein Tier sein Territorium verteidigt oder ein Männchen seinen Harem, gibt es Eigentum. In dem Moment, wo es in der Herde eine Rangordnung gibt, gibt es Ungleichheit. In dem Moment, in dem sich ein Herdentier dem Leittier unterwirft, gibt es Herrschaft. Auch die Ursippen hatten einen Führer oder mehrere. Die Höherrangigen hatten die besten Futterplätze. Sie waren die Vornehmen. (Die vor den anderen nehmen durften.) Wenn eine Sippe in das Gebiet einer anderen Sippe eindrang, kam es zum Krieg, der häufig grausamst ausgetragen wurde. Dies alles kann man aus der Beobachtung der Naturvölker und der uns nah verwandten Tiere rückschließen. Sehen Sie hierzu bitte auch meinen Aufsatz Über die negative Seite des Menschen.

Vernunft, Wissenschaft, Kunst etc. sind für mich unverzichtbare Errungenschaften der menschlichen Gattung und ihrer bisherigen Geschichte. Erst mit ihnen hebt sich der Mensch aus dem Tierreich heraus. Dieser Bereich menschlichen Wirkens und Existierens ist eine von zwei seiner Existenzberechtigungen. (Die zweite Existenzberechtigung ist, dass der Mensch Brücke zu noch höheren Entwicklungsstufen des Lebens, der Vernunft, der Kunst, der Wissenschaft etc. sein kann. [1]) Die Steigerung der Gefühlsintensität und der Sensibilität, die den Menschen auch gegenüber den Tieren auszeichnet, ist ebenso zu begrüßen und unverzichtbar, hängt aber unabdingbar mit seiner geistigen und kulturellen Entwicklung zusammen. Dass die nichtrationalen Teile des Menschen von den Nur-Rationalisten häufig unterbewertet oder ignoriert werden, ist zu kritisieren. Aber Rousseau und in seinem Gefolge Leute wie Nietzsche, Kierkegaard oder die Lebensphilosophen schießen mit ihrer Kritik von Kultur und Vernunft über jedes vernünftige ( ! ) Ziel hinaus.

Dass die Entwicklung von Kunst und Wissenschaft einhergehe mit sittlichem Verfall ist falsch. Ein höheres intellektuelles und zivilisatorisches Niveau zieht tendenziell ein höheres ethisches Niveau nach sich. Das lässt sich im Rahmen empirischer Sozialforschung und kritischer Geschichtsanalyse nachweisen. Die Herdentiere, die Affen, die Naturvölker sind nicht besser als der moderne zivilisierte Mensch, sie sind nur weniger mächtig und können deshalb nicht soviel Schaden anrichten wie wir. Aber sie sind in der Regel, rücksichtsloser, unsensibler und bestialischer als es der zivilisierte Mensch tendenziell ist. (Lediglich tendenziell, weil wir modernen Menschen genetisch mit unseren steinzeitlichen Vorfahren identisch oder nahe verwandt sind. Und die Natur des Menschen ist natürlich ( ! ) ein wichtiger Faktor bei seinem Fühlen und Verhalten.)

Die negativen Begleiterscheinungen des Fortschritts führten Rousseau dazu, ein Zurück zur Natur zu fordern, wie in unseren Tagen die ökologischen Fundamentalisten. Die Rückgängigmachung des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts und der damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen ist aber weder wünschenswert noch realisierbar. (Und wer unbedingt ohne moderne Technik, Chemie etc. leben will, dem rate ich, sich einfach mal einen Zahn ohne Betäubung ziehen zu lassen. Das wird die allermeisten kurieren.) Die Probleme müssen im Gegenteil dadurch gelöst werden, dass man den wissenschaftlich-technischen Fortschritt bewusst und mit mehr Vernunft und Voraussicht weiter vorantreibt.

Wie kann ein guter Mensch eine schlechte Gesellschaft hervorbringen? Diese Frage kann Rousseau sowenig beantworten wie die Marxisten. Rousseau hat ein idealisiertes Bild des Menschen, das nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. (Er schlägt in das entgegengesetzte Extrem wie Hobbes)

Rousseau glorifiziert Einfalt und Dummheit in einer ähnlichen Weise, wie es vor ihm  Lao Tse und  Jesus getan haben. In der Bergpredigt heißt es: »Beati pauperes spiritu«. Woddy Allen sagt in seinem Film Die letzte Nacht des Boris Gruschenko über den Dorftrottel: »Es ist leicht zufrieden zu sein, wenn das einzige Problem, das man hat, darin besteht, wohin man seine Spucke tropfen lässt.« Von Sokrates dagegen ist die Äußerung überliefert: »Ich bin lieber ein unglücklicher Sokrates, als ein zufriedenes Schwein.« Das ist exakt meine Position.

Mit seinen Auffassungen zur Erziehung ist Rousseau der Urvater der antiautoritären Erziehung, von der ich nichts halte. So wie  die Ontogenese die verkürzte und etwas abgewandelte Rekapitulation der Phylogenese, so muss die Sozialisation des einzelnen Menschen eine verkürzte und etwas abgewandelte Rekapitulation der Kulturentwicklung der menschlichen Gattung sein. Anders ist eine humane und soziale Gesellschaft unmöglich. Hierfür ist die bewusste Anerziehung von Wertvorstellungen unumgänglich. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich zu mittelalterlichen Erziehungsmethoden zurück will, ohne jede Pädagogik, ohne jede Sensibilität, dafür aber mit viel Prügel und Indoktrination. Rousseaus Kritik war auch im Punkte Erziehung nicht zur Gänze unberechtigt. Aber auch hier wieder propagiert er irreale Alternativen. [2]

Die Idealisierung des Naturzustandes beruht auf einer Verkennung der Realität. Die Natur ist ein großes Restaurant, in dem jedes Lebewesen sowohl Gast als auch die angebotene Speise ist. Der Mensch im Naturzustand muss jeden Tag erneut um sein (über)Leben kämpfen etc. Die Natur ist nur idyllisch für den Beobachter von außen, der wir modernen Menschen ja schon in einem beträchtlichen Maße sind. Wer die Natur für ein »Paradies« hält, der müsste einen Metzger für einen Engel halten.

Laut Rousseau herrsche im Naturzustand allgemeine Gesundheit, da die Natur das Schwache von selbst tilge. Ist das etwa erstrebenswert für die menschliche Gesellschaft? Vergegenwärtigen wir uns mal, was das bedeutet: Das krebskranke fünfjährige Kind, dass man bisher geliebt hatte, überlässt man seinem Schicksal? Wenn ein Autofahrer nachts auf einer Landstraße mit einem Wildschwein zusammenstößt, dann verendet nicht nur das Wildschwein, nein, dann verendet auch der Autofahrer. Was will er denn noch hier? Ohne Beine. Den Gesunden auf der Tasche liegen? Die alte Frau, die nicht mehr richtig laufen kann und sich einen Treppenlifter anschafft, schmälert damit nur das Erbe der Nachkommen. Bei den Eskimos würde sie sich auf eine Eisscholle setzen und sich ins Meer treiben lassen. Gibt es eine kostengünstigere Altersversorgung? (Polemik ist manchmal nötig um die Absurdität eines Standpunktes in aller Deutlichkeit darzustellen.) Die allermeisten Menschen wollen soetwas nicht. Weil wir eben keine Tiere mehr sind, weil wir glücklicherweise nicht mehr im Naturzustand leben. (Und weil wir alle der Gefahr ausgesetzt sind, bei einem Unfall schwer verletzt zu werden, weil wir alle – soweit wir nicht jung sterben – irgendwann alt und schwach werden.) Da die Natur die Kranken nicht mehr entfernt, schlug  Nietzsche vor, die Menschen sollten das selber machen. Die Nazis betrieben dafür Gaskammern. Die konnten sich in diesem Punkte jedenfalls auf Rousseau berufen!

Nun hat Rousseau allerdings seinen »Naturzustand« nicht unbedingt als etwas real existierendes angesehen. »Wer vom Naturzustand spricht, der spricht von einem Zustand, der nicht mehr existiert, der vielleicht niemals existiert hat und wahrscheinlich nie existieren wird und der gleichwohl gedacht werden muss, damit man die Gegenwart richtig begreifen kann.» (Zitiert nach Weischedel, S. 86.) Das erinnert nun wirklich stark an Adorno. Es werden Wunschvorstellungen, nicht existierende Konstrukte den bestehenden Realitäten entgegengehalten. Aber Wunschvorstellungen verbessern die Welt nicht, im Gegenteil! Sie verschlechtern sie. Siehe z. B. die französische und die russische Revolution und deren Folgen.

Als Lenin 1921 für das Strafgesetzbuch Russlands vorschlug, sozialdemokratische Propaganda mit dem Tode oder der Landesverweisung zu ahnden, da konnte er sich auf Rousseau berufen. Auch bei Rousseau muss man den Baum an seinen Früchten messen. Wobei man Rousseau soweit in Schutz nehmen muss, dass er vom Gemeinwillen sprach. Lenin hatte nicht den Gemeinwillen hinter sich, sondern lediglich die Macht seiner Partei.

Voltaire und Rousseau waren beide Wegbereiter der französischen Revolution. Trotzdem bestanden zwischen beiden beträchtliche Unterschiede. In der Auseinandersetzung zwischen den Beiden stehe ich voll und ganz auf der Seite Voltaires.

Bei Rousseau trifft man auf ein ähnliches Problem wie bei Nietzsche. Seine Aussagen sind oft widersprüchlich. Wer ganz naiv zur Natur zurück möchte, der wird bei Rousseau viele Argumente dafür finden. Aber auch der, der ein solches Zurück für unmöglich hält, findet bei Rousseau gute Argumente für seinen Standpunkt.]


Zitate Rousseaus

Dass ich Rousseaus Grundauffassungen ablehne, schließt nicht aus, dass ich bei ihm manch interessanten Gedanken finde. So ist es auch mit  Nietzsche. Die folgenden Zitate finden zum Teil meine Zustimmung, zum Teil lehne ich die Aussagen ab.

»Es ist mehr wert, jederzeit die Achtung der Menschen zu haben, als gelegentlich ihre Bewunderung.«

»Alles entartet unter den Händen der Menschen.« [Gehen Sie also nie in einem Park spazieren. Nur in einem Urwald.]

»Bevor man beobachtet, muss man sich Regeln für seine Beobachtungen machen.«

»Alle Bosheit kommt von der Schwachheit.«

»Der Charakter offenbart sich nicht an großen Taten; an Kleinigkeiten zeigt sich die Natur des Menschen.«

»Das Christentum predigt nur Knechtschaft und Unterwerfung. Sein Geist ist der Tyrannei nur zu günstig, als dass sie nicht immer Gewinn daraus geschlagen hätte. Die wahren Christen sind zu Sklaven geschaffen.«

»Eine echte Demokratie hat es nie gegeben und wird es sie auch niemals geben, denn es verstößt gegen die natürliche Ordnung, dass die Mehrheit regiert und die Minderheit regiert wird. Es ist nicht denkbar, dass das Volk unaufhörlich versammelt bleibe, um sich den Regierungsgeschäften zu widmen, und es ist leicht ersichtlich, dass es hierzu keine Ausschlüsse einsetzen kann, ohne die Form der Verwaltung zu ändern.« [ Was ist bzw. war real-existierende Demokratie? Anmerkung zum philolex-Artikel Demokratie.]

»Wenn die Natur uns dazu bestimmt hat, gesund zu sein, so wage ich fast zu behaupten, dass der Stand (Zustand) der Reflexion ein Stand gegen die Natur, dass ein Mensch, der denkt, ein entartetes Wesen ist.« [Wer so »denkt«, müsste eigentlich sofort mit dem Denken aufhören, auch damit zu argumentieren (Argumente sind das Ergebnis von Gedanken). Der dürfte keine Bücher herausgeben.]

»Auch ein Dummkopf pflegt manchmal nachzudenken; aber immer erst nach der Dummheit

»Elend und Schimpf verändern die Herzen.«

»Die Familie ist die älteste aller Gemeinschaften und die einzige natürliche.« [Die Großfamilie, der Stamm, die Herde ist die älteste Gemeinschaft. Und dort gab es bereits Eigentum, Ungleichheit und Herrschaft.]

»Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können.«

»Mir ist die gefährliche Freiheit lieber als eine ruhige Knechtschaft.«

»Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.«

»Mit der Freiheit ist es nicht anders als mit derben und saftigen Speisen oder starken Weinen. Für gesunde und starke Naturen sind sie nahrhaft und stärkend. Sie überladen, verderben und berauschen jedoch schwache und zarte Menschen.«

»Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit, dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtschaft.«

»Die Menschen sind böse; eine traurige und fortdauernde Erfahrung erübrigt den Beweis; [...] Man bewundere die menschliche Gesellschaft, soviel man will, es wird deshalb nicht weniger wahr sein, dass sie die Menschen notwendiger Weise dazu bringt, sich in dem Maße zu hassen, in dem ihre Interessen sich kreuzen, außerdem sich wechselseitig scheinbare Dienste zu erweisen und in Wirklichkeit sich alle vorstellbaren Übel zuzufügen.« [Das mag alles stimmen, ändert aber nichts daran, dass es dem Menschen ohne die Gesellschaft noch viel schlechter ginge.]

»Der höchste Genuss besteht in der Zufriedenheit mit sich selbst.«

»Geschmack ist die Kunst, sich auf Kleinigkeiten zu verstehen.«

»Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit.«

»Das Gewissen ist die Stimme der Seele. Die Leidenschaften sind die Stimme des Körpers.«

»Glück besteht aus einem hübschen Bankkonto, einer guten Köchin und einer tadellosen Verdauung.«

»Warum die Hölle im Jenseits suchen? Sie ist schon im Diesseits vorhanden, im Herzen der Bösen.« [Und in den Lebensverhältnissen, die einen Böse verursachen!]

»Das einzige Mittel, den Irrtum zu vermeiden, ist die Unwissenheit.«

»Bei unserer Geburt treten wir auf den Kampfplatz und verlassen ihn bei unserem Tode

»Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.«

»Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.«

»Wer nicht ein wenig Leid zu ertragen weiß, muss damit rechnen, viel zu leiden.«

»Die Natur betrügt uns nie. Wir sind es immer, die wir uns selbst betrügen.«

»Um einen Liebesbrief zu schreiben, musst du anfangen, ohne zu wissen, was du sagen willst, und endigen, ohne zu wissen, was du gesagt hast.«

»Eine einzige offenkundige Lüge des Lehrers gegen seinen Zögling kann den ganzen Ertrag der Erziehung zunichte machen.«

»Alle Reichen stellen das Gold über die Verdienste.«

»Ein schwacher Körper schwächt die Seele

»Rückt die Meinungen des Volkes zurecht, und seine  Sitten werden sich von selbst bessern.«

»Die Vernunft formt den Menschen, das Gefühl leitet ihn.«

»Das Vertrauen erhebt die Seele.«

»Keine Unterwerfung ist so vollkommen wie die, die den Anschein der Freiheit wahrt. Damit lässt sich selbst der Wille gefangen nehmen.«

»Wir legen den Worten zuviel Gewicht bei: mit unserer geschwätzigen Erziehung erzeugen wir nur Schwätzer.« [Beispielhaftes Vorleben von Werten ist gut. Ganz ohne sprachliche Vermittlung von Werten geht es aber nicht.]


Zitate zu Rousseau

Diderot: »Dieser Mensch erfüllt mich mit Unruhe; in seiner Gegenwart ist es mir, als stünde eine verdammte Seele neben mir. Ich will ihn nie wiedersehen; er könnte mich an Hölle und Teufel glauben machen.« (Zitiert nach Weischedel.)

Voltaire: »Ich habe, mein Herr, Ihr neues Buch gegen die menschliche Gattung erhalten. [...] Niemand hat es mit mehr Geist unternommen, uns zu Tieren zu machen, als Sie; das Lesen Ihres Buches erweckt in einem das Bedürfnis, auf allen vieren herumzulaufen. Da ich jedoch diese Beschäftigung vor einigen sechzig Jahren aufgegeben haben, fühle ich mich unglücklicherweise, nicht in der Lage, sie wieder aufzunehmen.« (Zitiert nach Störig, S. 378.)


Literatur und Sekundärliteratur

Literatur:

Sekundärliteratur:


Anmerkungen

Anm. 1: Sehen Sie hierzu bitte meinen Aufsatz Über die Notwendigkeit der Entstehung höherer Arten. – Zurück zum Text

Anm. 2: Wir haben es z. Z. leider mit einem starken Schwinden überindividueller und außerökonomischer Werte und einer Verstärkung des Egoismus zu tun. Diese Entwicklung, die große Teile der Bevölkerung erfasst hat, ist die wichtigste Ursache für den Abbau des Sozialstaates und auch für Missbrauch des Sozialstaates. Die antiautoritäre Erziehung, die seit gut 40 Jahren von vielen Menschen mehr oder weniger betrieben wurde, ist eine Ursache mit für diese Entwicklung. Menschen, denen keine Wertvorstellungen anerzogen werden, entwickeln sich eher zu rücksichtslosen Egoisten als zu sozial denkenden Menschen. Ich zähle mich selbst zur linken Seite des politischen Spektrums und bedauere diese Entwicklung. Ich bedauere es aber auch, dass viele Linke an einem illusorischen Menschenbild, an gescheiterten Weltanschauungen festhalten und damit gegen ihre Absichten solchen Entwicklungen Vorschub leisten. Zurück zum Text


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