Johann Friedrich Herbart

Johann Friedrich Herbart (1776–1841), deutscher Philosoph, Pädagoge und Psychologe. Professor in Göttingen und Königsberg. Er war einer der Begründer der Pädagogik als Wissenschaft. Von Pestalozzi beeinflusst.

Kant: Dass Herbart auf Kants Lehrstuhl saß, bedeutet nicht, dass er dessen Philosophie weiterführte. Das Kritische an Kant nahm er wieder zurück, indem er Metaphysik doch als möglich bezeichnete. Ding an sich und Vorstellungswelt, Sein und Schein trennte er nicht mehr so scharf wie Kant, obwohl auch bei ihm die beiden Seiten Differenzen aufweisen. Diese seien aber überwindbar. »Soviel Schein, soviel Hindeutung auf das Sein« war Herbart Leitgedanke.

Anstelle von Kants Pflichtethik stellte Herbart einen Ästhetizismus. So wie die allgemeine Ästhetik die Lehre vom guten Geschmack sei, so sei Ethik die Lehre vom guten sittlichen Geschmack.

Die Pädagogik verknüpfte Herbart mit Philosophie und Psychologie, d. h. mit Spekulation und Empirie zugleich. [Bei einer solchen Aussage wird Philosophie mit Spekulation gleichgesetzt, was leider häufig auch – zumal in der damaligen Zeit und in Deutschland – der Fall war und ist.]

Die an Herbart anknüpfenden »Herbartianer« entwickelten eine Erziehungs- und Bildungstheorie (Formalstufentheorie), die im 19. Jahrhundert und besonders in Nordamerika eine große praktische Bedeutung erlangte.

Vom Schüler selbst organisierte Lernprozesse seien das wichtigste. Sie zu ermöglichen sei Aufgabe des Lehrers. Der Erzieher solle dabei den kindlichen Lernprozess beobachten, analysieren und mit Sympathie und angemessenen Mitteln unterstützen, um die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern.

Herbart wird in der Literatur häufig als der wirkungsreichste Gegenspieler Hegels zu dessen Lebzeiten bezeichnet. Im Gegensatz zu Hegel, bei dem Widersprüche zum Sein gehören, Triebkraft der Entwicklung sind, meinte Herbart, dass das Ziel der Philosophie darin bestehe, die Begriffe solange zu bearbeiten, bis alle Widersprüche beseitigt seien und ein einheitlicher, widerspruchsfreier Gesamtbegriff der Wirklichkeit entstehe.

Herbart versuchte als erster die Mathematik auf die Psychologie anzuwenden. Seelische Vorgänge sollten nach strengen kausalen Gesetzen nach Art der Naturwissenschaft erforscht werden.

Hirschberger sieht bei Herbart eine eigenartige Kopplung von Assoziationspsychologie und  leibnizscher Monadenlehre. Dilthey bezeichnete Herbarts Pädagogik als eine Anomalie.

Literatur:

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