Jacques Derrida


Jacques Derrida

Jacques Derrida (1930–2004) war ein französischer Philosoph jüdischer Abstammung. (Was ihm z. Z. des Vichy-Regimes Probleme bereitete. 1942 wurde ihm der Schulbesuch verboten.) Professor für Geschichte der Philosophie in Paris. Einflüsse von Saussure, Heidegger, Freud und den französischen Existentialisten. Vertreter des  Dekonstruktionismus, bzw. Poststrukturalismus. Entwickelte seine Gedanken in enger Verbindung mit Michel Foucault, Jacques Lacan und Gilles Deleuze. (Was nicht bedeutet, das er mit deren Auffassungen immer übereinstimmte.) Wie unter Philosophen üblich, hielten ihn einige für einen genialen Erneuerer der Philosophie, andere für einen Scharlatan.

Ein zentraler Begriff der Philosophie Derridas ist »Differenz«. Er bildet hierfür das französische Kunstwort »Différance«. (Im Deutschen »Differänz«) Es unterscheidet sich sowohl im Französischen wie im Deutschen nur in der Schreibweise, nicht im Klang vom »Original«. (Différence / Differenz).

Im Gegensatz zum Deutschen Wort »Differenz« bedeutet das französische Wort »différence« nicht nur »Unterscheidung«, sondern auch »Verschiebung« und hat damit eine doppelte Bedeutung. [Was für einen Sprachphilosophen natürlich eine Einladung zum Nachdenken, zum Interpretieren, zur Haarspalterei, zum Philosophieren, aber auch zum Phantasieren darstellt.] So bedeutet »différence« in der Philosophie Derridas sowohl Unterschied, wie auch »Verschieben«, was Umweg, Aufschub, ökonomisches Denken beinhaltet.

»Die différance ist weder Name noch Begriff, eher ein Umstand, ein Bündel von Verweisen, Texten und Kontexten, von Sinn- und Kraftlinien; sie ›ist‹ nicht, sie hat kein Zentrum und keine Ursache, vielmehr zeigt sie sich als Spur der Existenz.«

Derrida warf dem Strukturalismus und anderen Interpretationsverfahren (wie z. B. der Hermeneutik) vor, die Trennung von Signifikant und Signifikat nicht überwunden zu haben und damit auch nicht die Metaphysik.

Derrida ging von dem Grundgedanken aus, dass es keine absolute Wahrheit gebe. Unterschiedliche sich widersprechende Deutungen (von Texten) sah er gleichzeitig als wahr an. [1] Mit der Methode des Dekonstruktivismus zerlegte er Texte so, dass nach seiner Auffassung keine wahre Interpretation mehr möglich war.

Die von ihm entwickelte Methode des Dekonstruktivismus wollte nicht, wie frühere Interpretationsverfahren, das in einem Text Ausgesagte verdeutlichen, sondern auf unterschiedlichen Deutungsmöglichkeiten hinweisen.

Der Irrtum sei nicht der Gegensatz der Wahrheit, er sei der Wahrheit immanent. Diese Aussage und die in den vorherigen Absätzen dargestellten Position Derridas führten dazu, dass ihm vorgeworfen wurde, er habe das wichtigste Prinzip der Wissenschaft und Philosophie aufgegeben, nämlich zwischen wahr und falsch zu unterscheiden.

Texte wurden von ihm als singuläre Ereignisse angesehen, die nicht auf etwas unabhängig von diesem Text existierendes verweisen. (Wirklichkeit erschöpft sich in Sprache.)

Derrida gehörte zu den Philosophen, die überzeugt waren, dass es kein sicheres Wissen über die Richtigkeit bestimmter ethischer Aussagen gibt, die aber im praktischen Leben zeigten, dass sie ein hohes ethisches Niveau besaßen.


Meine Kritik an Derrida

Sehen Sie hierzu auch die Kritik am  Poststrukturalismus

Für Hegel gab es eine Identität und gleichzeitige Nichtidentität der Gegensätze. Sollte es bei Derrida nur die Identität von Wahrheit und Irrtum geben, wäre er im Vergleich zu Hegel ein recht unvollständiger Denkender gewesen. (Was mir auch beim Vergleich von  Buddhas Dharma-Vorstellung und  Heraklits Dialektik aufgefallen war.) Ich sage das aber unter dem Vorbehalt, dass ich Derridas Hegel-Interpretation nicht kenne. (Als Professor für Geschichte der Philosophie wird er eine gehabt haben.)

Wenn Derrida die Kausalität als bloßes gedankliches Konstrukt darstellt, dann sagt er im Prinzip nichts anderes, als vor ihm schon Hume und Kant gesagt haben, auch wenn es verschiedene Nuancen geben mag.


Literatur und Links

Literatur:


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Anmerkungen

Anm. 1: Dass unterschiedliche widersprüchliche Deutungen möglich sind, die aus geistiger Sicht gleichzeitig, bzw. zeitlos wahr sind, dieser Auffassung bin ich auch, wie ich im philolex-Beitrag  Dialektik näher erläutert habe. Mir geht es dabei allerdings um die Erklärung einer von mir und jeglichem »Text« unabhängigen Welt. Zurück zum Text


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