Jacques Lacan


Lacan kurz und knapp

Jacques Lacan (1901–1981) war ein französischer  Psychoanalytiker, der auf viele Psychoanalytiker und viele Philosophen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen großen Einfluss hatte.

Lacans Theorien über die Psyche, das Unterbewusste, das Individuum etc. sind ohne Kenntnisse der Auffassungen Freuds nicht verständlich, da dessen Theorien Ausgangspunkt von Lacans Überlegungen sind. Lacan kommt dann allerdings zu ganz anderen Auffassungen. Theoretisch erinnerte irgendwann nicht mehr viel an Freud. Lacan entwickelte die Gedanken Freuds auf eigenwillige – von der großen Mehrheit der anderen Psychoanalytiker nicht geteilten – Weise und verband sie mit strukturalistischen Auffassungen.

Auch ohne ein Wissen von der großen Bedeutung der Sprachphilosophie zu Lacans Wirkungszeiten sind viele seiner Auffassungen nicht nachvollziehbar. Ebenso Voraussetzung für ein Verständnis Lacans ist die Kenntnis, die Signifikat und Signifikant im Strukturalismus und Poststrukturalismus haben. (Z. T. gehen diese Auffassungen allerdings auf Lacan selbst zurück.)

Lacan behauptete: »das Unbewusste ist strukturiert wie eine Sprache«. Es sei kein Konglomerat amorpher Triebe. (Wie in der ursprünglichen Psychoanalyse.) Das Unbewusste sei daher einer strukturalistischen Analyse zugänglich.

Lacan hatte einen starken Einfluss auf die französische Philosophie der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhundert..

Die Beziehung zum Du sei imaginär, eine Illusion.

Ablehnung bzw. Skepsis gegenüber den Naturwissenschaften.

Ich und Subjekt seien verschieden. Das Ich sei eine Illusion oder ein Hort von Illusionen. (Beides zusammen kann nur stimmern, wenn es dialektisch gesehen wird. Sonst geht es nicht zusammen.)

Idealisierung der Paranoia, der Psychose. Ihr wird ein Erkenntniswert zugeschrieben. Auch damit beeinflusste er andere Poststrukturalisten. Der innerste Kern des Geistes sei der Wahnsinn.

Surrealismus als Kunstrichtung. Auch als Erkenntnisinstrument bezogen auf die vom Menschen unabhängige Welt.

Wenn ich mir meiner eigenen Existenz sicher sein möchte, so bedürfe ich der Bestätigung durch einen anderen, der dadurch zum Herrn über mein Sein werde. ??? Gleichzeitig sagt er, die Beziehung zum Du sei imaginär.

Ist bei Freud schon vieles Spekulativ, Interpretation, Eigenschöpfung, nicht etwa eine eins zu eins Übertragung des von uns unabhängigen tatsächlichen in eine Sammlung von Bewusstseinsinhalten ( Korrespondentstheorie), so scheint Lacan Freud darin noch zu übertreffen. Lyotard sprach von Erzählungen. Auf Lacan und viele andere bezogen trifft das zu. (Ob es auf Naturwissenschaft zutrifft, ist eine andere Frage. Zum Teil wohl, weil auch hier verschiedene Erzählungen z. B. über die Zukunft des Universums angeboten werden.


Zitate von Jacques Lacan

»Wir glauben, mit unserem Gehirn zu denken, ich aber denke mit meinen Füßen. Ich habe genug Elektroenzephalogramme gesehen, um zu wissen, dass es keinen Schatten von einem Denken gibt.« [Mit solchen Aussagen demonstriert er, wie wenig er ernsthafter Wissenschaftler war.]


Meine Kritik an Lacan

Theatralisches Auftreten, was für einen ernsthaften Wissenschaftler unangemessen ist. Es gibt leider viel Illusion, Verführung, Manipulation, Verblödung, Rhetorik. Aber die Wissenschaft sollte der Ort sein, wo es das alles eben nicht gibt.

Freud bleibt über die Jahrhunderte. Als Begründer der Psychoanalyse, als der, der das Unbewusste zwar nicht entdeckt, aber ihm zum Durchbruch in der Psychologie brachte. Von Lacan wird wohl nichts bleiben.


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