Konservatismus


Konservatismus

Konservatismus (auch: Konservativismus) heißt ganz simple: »Alles soll bleiben, wie es ist.« Die Nutznießer des Status Quo sind deshalb auch in der Regel die Konservativen (gewesen).

War (und ist) das städtische Bürgertum, das Bildungsbürgertum und die verschiedenen Arten der Kulturschaffenden tendenziell liberal, so hatte (und teilweise hat) der Konservatismus seine soziale Basis im Adel, bei den Landbesitzern, auch kleineren Bauern, der ländlichen Bevölkerung generell, bei den Geistlichen der verschiedenen Konfessionen, bei Militärs, Staatsdienern insgesamt, sowie bei den stark religiös und obrigkeitsstaatlich orientierten Teilen des Bürgertums und der Arbeiter. Kurz: Menschen, an denen der gesellschaftliche und wissenschaftliche Fortschritt spurlos vorübergegangen war, bzw. die weitgehend nichts mit ihm zu tun haben wollten.

Konservative gesellschaftliche und politische Einstellungen und Verhaltensweisen gibt es seit es menschliche Gesellschaft und Politik gibt. Es entspricht einerseits bestimmten Interessenslagen, andererseits bestimmten vorherrschenden Charaktereigenschaften, dass jemand konservativ ist, am Bestehenden festhalten will und allem Neuen gegenüber skeptisch bis schroff ablehnend ist. Als explizite Theorie und Bewegung entstand der Konservatismus in der Auseinandersetzung mit der Aufklärung (der starken Bewertung der Vernunft), der Französischen Revolution und der Entstehung der liberalen und sozialistischen Bewegungen und Parteien.

Der Konservatismus behauptet den naturhaft gewachsenen organischen Charakter geistiger und gesellschaftlicher Gebilde, besonders des Staats und des Rechts. Eingreifen der Menschen schade nur. Es wird auf die »gute und bewährte Ordnung« gepocht.

Der Konservatismus hat ein positives Verhältnis zu Macht und Hierarchie. Elite, Mittelstand und Unterschicht seien gott- oder naturgegeben und unverzichtbar. Die Traditionen sollen gepflegt werden, die herrschende politische Ordnung bewahrt und die vorhandene Verteilung von Macht und Reichtum unangetastet bleiben. Der Individualismus und der Kollektivismus werden gleichermaßen abgelehnt. Gegenüber den Interessen der Gemeinschaft habe der Einzelne zurückzutreten.

Die Grundsätze des Konservatismus sind Identität, Sicherheit und Kontinuität.

Eine Steigerung des Konservatismus ist der Faschismus.

Seit einiger Zeit wird unterschieden zwischen Strukturkonservatismus und Wertkonservatismus. Dem Strukturkonservatismus geht es besonders um den Erhalt der gesellschaftlichen Strukturen und der damit verbundenen Verteilung von Macht und Reichtum. Dem Wertkonservatismus geht es besonders um den Erhalt traditioneller Werte. Das kann je nach konkreter Ausrichtung Religion, Nation und/oder Familie sein. Auch die Grünen werden des Öfteren als wertkonservativ bezeichnen, weil es ihnen um den Erhalt der Umwelt geht. (Der oft zu Unrecht als paradiesisch bezeichneten Natur.)

Auf grund der starken Nähe des deutschen Konservatismus zu den Nazis, hatten explizit Konservative nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland nur noch geringe Möglichkeiten, weshalb sich viele dieser Leute liberal oder christ-demokratisch tarnten! Heutige Konservative sind, wenn politische organisiert, in Deutschland bei der CDU oder CSU, Parteien, in denen aber auch viele Liberale sind. Explizit Konservative Parteien gibt es in Deutschland nicht mehr. (Mit Ausnahme völlig unbedeutender Kleinstparteien.)

Eine gegenwärtig in Deutschland weit verbreitete Form von Konservatismus ist die Ablehnung technischer Neuerungen im Bereich der Gentechnologie. Von transhumanistisch denkenden Menschen auch »Biokonservative« genannt. So sind z. B. in Deutschland viele Forschungen an Genen und Stammzellen, sowie die Präimplantationsdiagnostik (abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen) verboten. In England und anderen Teilen der Welt ist man in diesen Dingen fortschrittlicher und liberaler.


Meine Kritik am Konservatismus

Hinter allem Wortschwall ist der Konservatismus die Interessensvertretung derer, die Macht und Reichtum haben. Und derer, die bewusste oder unbewusste Angst vor Veränderungen haben. Wobei die Art und Weise, wie Veränderungen von statten gingen, durchaus zu Recht Angst hervorriefen. (Man denke nur an die Terrorherrschaft von Robespierre und späterer Revolutionäre.) Die Veränderungen, die in Nord- und Westeuropa in den letzten ca. 150 Jahren vor sich gegangen sind, zeigen aber, dass Veränderung auch friedlich und zum Nutzen großer Teile der Bevölkerung vor sich gehen kann.


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