Proklos (412485) war ein Spätantiker griechischer Philosoph und bedeutender Vertreter des Neuplatonismus. Er wirke zu einer Zeit, als das Christentum bereits Staatsreligion im Römischen Reich war. (Seit 313 toleriert, seit 380 Staatsreligion.) Leitete fast 50 Jahre die neuplatonische Schule in Athen. Mit seiner konkreten Fassung der Emanationslehre (Ruhe, Heraustreten, Rückkehr) beeinflusste er Hegels Geschichtsphilosophie.
Wie Iamblichos sah Proklos die Notwendigkeit der Theurgie. Das verschärfte den Konflikt mit den Christen, die im Neuplatonismus nicht nur eine falsche Philosophie, sondern eine falsche (konkurrierende) Religion sahen.
Nach Proklos verlässt die (Einzel)-Seele völlig die geistige Welt, versinkt in der materiellen Welt und kann sich aus eigener Kraft nicht erlösen, nicht in die geistige Welt zurückkehren.
Determinismus: Obwohl Gott völlig jenseitig, lenkt er die Geschicke der Welt, da alles nach der göttlichen Vorsehung geschieht. Auch die Menschen handeln nach den Gesetzen der Vorsehung. (Wie Augustinus seine Prädestinationslehre)
Das Ureine Plotins und die daraus hervorgehenden Stufen werden etwas modifiziert dargestellt.
»Das Eine ist an sich unaussprechlich und unerkennbar; aber es wird aus seinem Hervorgehen und Insichzurückgehen aufgefasst.«
»Jedes Hervorbringende bringt das Zweite vermittels seiner Vollkommenheit und des Überschusses an Kraft hervor.«
»Das Volle ist nur selbstgenügsam, nicht aber geeignet zur Weitergabe. Übervoll muss also das anderes Erfüllende sein und das anderem seine Ausstattungen Darbietende.«
Das Ureine »stellt das Zweite auf, unbewegt und unvermindert, es bleibt selbst, was es eigentlich ist, und weder verändert es sich in jenes noch wird es geringer. Denn das Hervorgebrachte ist kein abgetrennter Teil des Hervorbringenden; weder durch Werden hat es dies entsandt noch durch Gründe wie beim Erzeugen. Es findet auch kein Übergang statt; [...] das Hervorbringende wird nämlich nicht Hyle des Hervorgehenden; es bleibt vielmehr, was es eigentlich ist, und das Hervorgebrachte ist etwas anderes neben ihm.« [Ich kenne den griechischen Originaltext nicht. Sollte dies aber eine korrekte Übersetzung sein, dann geht aus diesen Sätzen hervor, dass für Proklos das Hervorgebrachte sowohl ein Moment des Hervorbringenden ist, wie etwas, das neben ihm ist. Wie bei Plotin gibt es hier ein dialektisches Verhältnis des sowohl als auch, Pantheismus und Panentheismus zugleich.]
Jedes Hervorbringende ist nicht vollkommen. Die Menschen haben sehr viel hervorgebracht (u. a. die Bereiche der Philosophie, Wissenschaft, Technik, Kunst) ohne deshalb vollkommen zu sein.