Kraft ist physikalisch die Fähigkeit etwas zu bewirken, bzw. zu verändern, z. B. den Bewegungszustand oder die Form eines Körpers.
Wenn das Wort Kraft verwendet wird, ist dies oft gar nicht Kraft im physikalischen Sinne. Z. B. wenn ich einen Menschen durch die Kraft meiner Argumente zu einer Änderung seiner Auffassungen bewege.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff Kraft weitergehend gebraucht, auch im Sinne dessen, was heute Energie genannt wird. (Das wirkt bis in die Gegenwart nach, wie man an dem Begriff »Kraftwerk« sehen kann.) In der Philosophie, besonders in den Schriften früherer Jahrhunderte, bedeutet Kraft in etwa das, was heute Kraft und Energie genannt wird.
So bezeichnete Leibniz die Elemente der Wirklichkeit als Kraftpunkte. Im Anschluss daran sagte Kant das Wesen der Materie sei Kraft. Dies wird in der Literatur vielfach als Vorwegnahme der Materiedefinition Einsteins angesehen. Seit der Antike gingen die Naturwissenschaftler und viele Philosophen davon aus, dass es Materie, Körper, Stoff (oder welche Wörter man auch immer benutzen mag) gebe, als etwas absolutes, das nicht in etwas anderes aufgelöst werden könnte, z. B. die Atome Leukipps und Demokrits und für religiöse Menschen die Materie, sobald sie einmal von Gott geschaffen war. Im Unterschied dazu gab es Philosophen, für die war Materie nur eine spezifische Form von Geist ( Berkeley), oder das Reich der Schatten. ( Platon) Diesen bis dahin vorhandenen Materievorstellung gegenüber war der Gedanke, Materie als Kraft anzusehen, neu und zukunftsweisend.
Leibniz sprach außerdem von der Erhaltung der lebendigen Kräfte im Universum, was in der Literatur vielfach als eine Vorwegnahme des Energieerhaltungssatzes angesehen wird. (1. Hauptsatz der Thermodynamik.)
Wenn Nietzsche die Welt als ein »Ungeheuer an Kraft« bezeichnet, dann ist auch hier der Begriff Kraft mit Kraft und Energie übersetzbar.
Kraft hat Energie zur Voraussetzung. Ohne Energie keine Kraft, genauso wie es ohne Energie keine Materie gibt.
Wilhelm von Humboldt: »Es ist unglaublich, wie viel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag.«
Lao Tse: »Wer andere besiegt, hat Kraft. Wer sich selber besiegt, ist stark.«
Nietzsche: »Diese Welt, ein Ungeheuer an Kraft ....«