Alfred Jules Ayer (19101989), englischer Philosoph. Beeinflusst vom englischen Empirismus, von Hume, Russell und dem Neopositivismus des Wiener Kreises. Professor in London und Oxford. Einer der führenden Vertreter der Analytischen Philosophie im 20. Jahrhundert. Widersprach Kants These, dass es synthetische Aussagen a priori gebe. Sämtliche Aussagen seien entweder synthetisch a posteriori oder analytisch a priori. Mathematische Aussagen seien analytisch a priori, auch die der reinen Geometrie. Konventionalist: Aussagen der Mathematik und der Logik seien nur aufgrund der konventionellen Festlegung der Bedeutungen ihrer Grundbegriffe wahr, nicht etwa, weil ihre Aussagen auf irgendwelche Gegenstände oder platonische Ideen etc. hinwiesen. Es seien Wahrheiten aufgrund semantischer Regeln. Jede echte Proposition sei entweder eine Tautologie oder empirisch verifizierbar.
Aufgabe der Philosophie sei apriorisches Schließen, Begriffsanalyse. Über Wahrheit oder Falschheit von synthetischen Urteilen a posteriori habe die Philosophie nicht zu befinden, sondern nur die empirischen Wissenschaften.
Ayer unterscheidet praktische und prinzipielle, sowie starke (schlüssige) und schwache (wahrscheinliche) Verifikation. Aussagen sind für ihn schon dann berechtigt, wenn sie prinzipiell und/oder wahrscheinlich verifizierbar sind.
Emotivist: Ethische und ähnliche Aussagen seien weder empirisch beweisbar, noch analysierbar, sie seien Pseudobegriffe, wie die Sätze der Religion und der Theologie. Ein verbindlicher ethischer Diskurs sei aussichtslos, da moralische Behauptungen nur subjektive Gefühle wiedergäben, über die weder vernünftig gestritten noch aus denen allgemeingültige Bewertungs- oder Handlungsnormen ableitbar seien. (Unterschied zu Kant.) Ethik gehöre deshalb weder zum Aufgabenbereich der Philosophie, noch zum Aufgabengebiet der Wissenschaft. Ethische Aussagen dienten nicht nur dazu, um Gefühle auszudrücken, sondern auch, um Gefühle zu erwecken, und so zum Handeln anzuregen. Wenn Philosophie sich nur mit Begriffsanalyse und die empiristischen Wissenschaften sich nur mit der Verifikation von Wahrgenommenen beschäftigen, dann stellt sich nicht nur die Frage nach der Herkunft von ethischen Maßstäben, sondern auch die Frage, wie man sich der Existenz von Nichtwahrnehmbarem und nicht analytisch Erschließbarem sicher sein kann. Z. B. dem Eintreten zukünftiger Ereignisse oder dem Fremdseelischen. Ayer löst dieses Problem "pragmatisch". Auf bestimmte Dinge zu schließen sei zwar nicht zwingend aber legitim, da sich Grade der Sicherheit dieser Aussagen angeben ließen. [Mit anderen Worten, das Solipsismus-Problem wird auch von Ayer nicht gelöst.]
Ayer war überzeugter Atheist. Für metaphysische und religiöse Auffassungen, besonders für die christlichen Glaubensdogmen, hatte er sein Leben lang nur Hohn und Spott übrig. 1988 hatte er einen Herzstillstand. Für vier Minuten war er klinisch tot. In dieser Zeit soll er ein »göttliches Wesen« gesehen haben in einer jenseitigen Welt. Als Reaktion darauf wollte er (angeblich) von vielen seiner bisherigen philosophischen, besonders seinen atheistischen Positionen abgehen. Das bestritt er zwar später, aber es gibt einige Indizien dafür, das diese Angaben nicht völlig falsch sind.
Literatur
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