Essenzialismus

Essenzialismus oder Essentialismus (man findet beide Schreibweisen) ist die Bezeichnung für die philosophischen Auffassungen, die davon ausgehen, dass die Essenz der Existenz vorausgeht. Oder anders ausgedrückt: Hinter der Welt der Erscheinungen gebe es eine Sphäre unveränderlicher Ideen oder Wesensheiten. Hier lägen die Ursachen dafür, warum die Dinge, Tatbestände, Prozesse etc. so existieren, wie sie existieren. Dem Essenzialismus entgegengesetzt ist der Aktualismus.

Der Essenzialismus unterscheidet konsequent zwischen Sinnlichem (Wahrnehmungen) und Übersinnlichem (Metaphysischem), zwischen Realem und Idealem, zwischen »nur« Wirklichem und Wesentlichem. Dem Metaphysischem, Idealem und Wesentlichem käme die »wahre Wirklichkeit« zu. (»Wahr« im Sinne des  attributiven Wahrheitsbegriffs.)

Der Essenzialismus geht zurück auf Parmenides und seiner Lehre vom ewigen Sein.

Für  Platon bestand das »wirkliche« Sein aus den unveränderlichen  Ideen.

Aristoteles vertritt einen »abgeschwächten« Essenzialismus, indem er behauptet, das gewisse Arten von Existenzen (also nicht alle Arten von Existenzen) Essenzen haben, ohne die sie nicht wären, was sie sind. (Gleichzeitig ist Aristoteles aber auch Vertreter eines abgeschwächten  Aktualismus.)

Nach Thomas von Aquin ist die Essenz einer Sache das, was einen Gegenstand zu dem macht, was er ist.

Nach Locke haben Gegenstände neben ihren beobachtbaren Eigenschaften (»nominale Essenz«) noch eine verborgene »reale Essenz«, die ihr Verhalten kausal bestimmen und es sei die wichtigste Aufgabe der Wissenschaften, diese realen Essenzen zu erkennen.

Diese Theorie der »Realessenzen« ist von Popper stark kritisiert worden. Anstatt nach den Wesenheiten zu suchen und diese durch Definitionen zu beschreiben, solle man eine Beschreibung und Erklärung von Vorgängen betreiben und Regelmäßigkeit aufzeigen.

In der moderne Sprachphilosophie ist der Begriff Essenzialismus von Bedeutung bei der Diskussion um die Bedeutung der Eigennamen.


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