Averroës (11261198, eigentlich Ibn Roschd), im damals islamisch beherrschten Spanien geboren, war Jurist, Arzt und Philosoph. Er ist der wichtigste arabische Philosoph, auch im Hinblick auf die christlich/europäische Philosophie. Sein Werk besteht zum großen Teil aus Erläuterungen der aristotelischen Philosophie und Kommentaren dazu. Allerdings geht er vielfach über Aristoteles hinaus. Seine Auffassungen stimmen weitgehend mit denen seines philosophischen »Vorgängers« in der islamischen Welt Avicenna überein.
Materie und Formen: Nach Averroës werden die Formen nicht von außen an die Materie herangetragen, sondern sie seien in der ewig existierenden Materie bereits enthalten und entfalten sich im Verlaufe des Entwicklungsprozesses. [Man könnte fast schon von »materiellen Gesetzmäßigkeiten« sprechen. Oder vielleicht auch davon, dass Form und Stoff (Materie) nur zwei Seiten der gleichen Medaille sind. Dann wäre man bei Spinoza.]
Sterblichkeit der Seele: Averroës leugnete die Unsterblichkeit der Seele. Er kannte nur einen unsterblichen Geist, der überpersönlich sei. (Pantheismus) So sagte er, Sokrates und Platon seien sterblich, aber unsterblich sei die Philosophie.
Ethik: Es sei eine höhere Stufe der Sittlichkeit, wenn man das Gute um seiner selbst willen, und nicht weil man Belohnung erwarte, bzw. Strafe vermeiden wolle. [! Wie Sokrates und eventuell Kant. Bei Kant geht es zwar mehr um das Sittengesetz und die Pflicht, als um das Gute. Aber es ist zumindest ähnlich.]
Philosophie und Religion: Die Philosophie sei gegenüber der Religion die höhere und reinere Wahrheit. In der Religion erscheine diese Wahrheiten in bildlicher Einkleidung, die dem schwachen Verständnis der Menge angepasst sei.
Es ist wohl nicht verwunderlich, dass die islamische Geistlichkeit die Philosophie des Averroës auf das Schärfste verdammte und seine Schriften verbrennen ließ. Averroës starb in der Verbannung.