Ich habe in den Jahren 19992001 zeitweilig mit dem Transhumanismus sympathisiert und mich in dieser Zeit selbst als Transhumanist angesehen. Das hat sich aber inzwischen erledigt. Die Transhumanisten sind z. Z. leider eine bedeutungslose Sekte. (Das trifft jedenfalls für die deutschen Transhumanisten zu. Ob diese Aussage auf »planetarischer Ebene« zutrifft, ist eine andere Frage.)
In früheren Jahren war ich ein politischer Aktivist auf der linken Seite des politischen Spektrums und hatte ein sehr positives Menschenbild und große Erwartungen, was die Zukunft der Menschheit anbetrifft. Später kam ich zu der Auffassung, dass eine substantielle und langanhaltende Verbesserung der Welt an der Natur des Menschen scheitert [1] und ich begann mich mit dem Zustand der Welt abzufinden. Lediglich kleinere Verbesserungen hielt ich für möglich.
Als in den 90er Jahren die gentechnische Veränderung des Menschen aus einer Angelegenheit der Science Fiktion Literatur mehr und mehr zu einer realistischen Möglichkeit wurde, kam ich zu der Auffassung, wenn eine substantielle und langanhaltende Verbesserung der Welt an der Natur des Menschen scheitert und darüber hinaus das Damokles-Schwert der Selbstausrottung über uns hängt , dann sollte man die menschliche Natur ändern. Selbstverständlich orientiert an humanistischen Idealen. [2] Über längere Zeit hinweg würden solche Veränderungen aber zur Entstehung neuer, höherer Arten führen, Lebewesen, die aus den Menschen hervorgegangen sind, sich aber nicht mehr als Menschen betrachten werden. [3]
Naturwissenschaftlich betrachtet ist der Mensch in seiner heutigen konkreten Beschaffenheit das Produkt zufälliger Mutationen im Rahmen dessen, was an Möglichkeiten und Zwängen in der Welt war und es gibt deshalb keinen Grund, aus dieser konkreten Beschaffenheit ein unantastbares Heiligtum zu machen. Der Mensch ist eine relativ junge Erscheinung der Erdgeschichte und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er für alle Zukunft diesen Planeten dominieren wird. [4]
Der Mensch hat nach meiner Überzeugung nur die Wahl eine Durchgangsphase oder eine Sackgasse der Evolution zu sein. |
Als ich 1999 den Transhumanismus kennenlernte fand ich mich mit vielen meiner Vorstellungen dort wieder [5] und ich entwickelte meine eigene Definition vom Transhumanismus. [6]
Was ich aber von Anfang an für eine Illusion hielt, war die Vorstellung vieler Transhumanisten, sie könnten die Unsterblichkeit erreichen, oder zumindest doch eine Lebenszeit von Millionen oder Milliarden von Jahren. [7]
In den Jahren 1999/2000 diskutierte ich eine Zeitlang sehr aktiv auf der damaligen Mailing-Liste der deutschsprachigen Transhumanisten mit und versuchte besonders dogmatischen und sektiererischen Tendenzen entgegenzuarbeiten. [8]
Wegen der Erfolglosigkeit dieser Versuche stellte ich meine Mitarbeit im Frühjahr 2000 ein. Ende 2001 bin ich aus DE:TRANS ausgetreten, nach einem letzten erfolglosen Versuch eine etwas realistischere Strömung innerhalb des Transhumanismus zumindest als Minderheitenposition zu etablieren. Ich schließe nicht aus, dass in Zukunft mal realistischere Strömungen im Transhumanismus aufkommen, die mir eine Mitarbeit dort möglich machen. Gegenwärtig verzichte ich trotz Sympathie für viele Grundaussagen des Transhumanismus darauf, mich als Transhumanist zu bezeichnen.
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Anmerkungen
Anm. 1: Siehe hierzu u. a. Über die negative Seite des Menschen. Zurück zum Text
Anm. 2: Siehe hierzu bitte meinen Artikel über die zwei Bedeutungen des Begriffs Humanismus. Zurück zum Text
Anm. 3: Siehe hierzu Über die Notwendigkeit der Entstehung höherer Arten. Zurück zumText
Anm. 4: Siehe hierzu Kleine Zeittafel der Evolution und der Entwicklung von Wissenschaft und Technik. Zurück zum Text
Anm. 5: Siehe World Transhumanist Association und Deutsche Gesellschaft für Transhumanismus e. V. Zurück zum Text
Anm. 6: Siehe hierzu Was ist Transhumanismus? Zurück zum Text
Anm. 7: Siehe hierzu Ist der Tod überwindbar? Zurück zum Text
Anm. 8: Siehe hierzu Diskussionsbeiträge auf der Trans-de Mailing Liste. Zurück zum Text
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